2.12.08
Vicky Cristina Barcelona
USA 2008 (Vicky Cristina Barcelona) Regie: Woody Allen mit Scarlett Johansson, Penélope Cruz, Javier Bardem 96 Min. FSK: ab 6
Allen Unkenrufen und auch "Casandras Traum" zum Trotz kann Woody Allen es doch noch. Man sagte ihm schon nach, er würde wieder in Spanien drehen, nur um dort lokale Produktionsgelder abzuschöpfen. Doch Barcelona hat den filmischen Exil-New Yorker derart inspiriert, dass es die Stadt völlig verdient, in den Titel der ebenso lustvollen wie hintersinnigen Liebes-Komödie "Vicky Cristina Barcelona" aufgenommen zu werden.
Ihr Leben ist ebenso geregelt wie die baldige Hochzeit: Vicky (Rebecca Hall) hat den richtigen Mann, der täglich zur Arbeit geht und gut Geld nach Hause bringt. Vor der Hochzeit mit dem New Yorker Geschäftsmann will sie noch einmal mit der Freundin Cristina (Scarlett Johansson) brav einen Ausflug nach Barcelona zu genießen. Doch dann der große Auftritt von Antonio (Javier Bardem)! Der Latin Lover und Künstler fragt die jungen Frauen im Restaurant unverfroren und eindeutig, ob sie das Wochenende mit ihm verbringen wollen. Cristina ist gerade zwischen zwei Beziehungen und hätte nichts dagegen, während sich Vicky pikiert und steif an ein wenig Alkohol festhält.
Es kommt, wie es kommen muss und doch ganz anders: Cristina ist völlig besoffen bald aus dem Rennen und Antonio interessiert sich plötzlich sehr zurückhaltend für Vicky. Das hinterlässt Spuren und eine zweifelnde Verlobte. Wie all diese Verwirrten ihre Gefühle zu verstecken glauben und doch unübersehbar zeigen, ist eines der großen Vergnügen an diesem Woody Allen. Ein anderes der Genuss, mit dem er nicht nur seine Figuren, sondern auch immer wieder die Zuschauer in die Irre führt. Denn während Vicky halbwegs heimlich nach Antonio schmachtet und Gewissensbisse pflegt, geht Cristina schnell zum Angriff über und schnappt sich den unglücklich verliebten Spanier. Sie zieht glücklich verliebt zu ihm ins traumhafte Atelier und alles läuft so gut wie eine Zwischenlösung sein kann, bis Antonias wahnsinnige Liebe in Form von María Elena (Penélope Cruz) über alles hereinbricht. Nun knistern die Kinopolster vor Erotik, die Fetzen fliegen vor Leidenschaft ebenso wie die Messer. Die blasse Cristina, der vormalige Vamp, tut einem in diesem aufschäumenden Bermuda-Beziehungsdreieck plötzlich richtig Leid und Vicky weiß gar nicht mehr, wo ihr der Kopf steht.
„Vicky Cristina Barcelona“ - zeigt überraschend gut und spritzig Leidenschaften und Lachen, Liebe und Leiden. All diese pursten Zutaten eines menschlichen und komischen Beziehungsdramas bringt Woody Allen auf den Punkt und die Leinwand. Bardem und Cruz als wahnsinnige Lover sind atemberaubend gut. Gänzlich entgegengesetzte Vorstellungen von Liebe beweisen die Weisheit, diese Dinge nie begreifen zu können. New York bekommt in Person eines furchtbar langweiligen Zukünftigen viele Spitzen des beleidigten New Yorkers Allen ab. Mit Scarlett Johansson als Salz in der scharf kochenden Liebessuppe lotet der Altmeister der intellektuellen Komödie noch einmal reizend und durchaus mit ernstem Hintersinn Varianten von Liebe und Sexualität aus.