21.12.08

Buddenbrooks


BRD 2008 (Buddenbrooks) Regie: Dr. Heinrich Breloer mit Armin Mueller-Stahl, Iris Berben, Jessica Schwarz 151 Min. FSK: ab 6

Ein Drama, diese Mann-Verfilmung. Eine Familien-Katastrophe, oder eher eine konzeptuelle Katastrophe: Ideenarmes, steifes Abfilmen von Kulissen, Kostümen und Köpfen führt zu einer gefühlten Länge von sechs Stunden ödestem, falsch verstandenen Kultur-Kino. Ein starkes Argument, lieber den Roman von Thomas Mann zu lesen!

Patriarch Armin Mueller-Stahl führt Mitte des 19. Jahrhunderts in Lübeck ein florierendes Unternehmen. Mit Handel ist seine Familie zu Wohlstand und Ansehen gekommen. So trägt seine Frau Iris Berben auch immer schöne steife Kostüme und sie wohnen in einem tollen alten Haus mit vielen Angestellten, die eifrig durchs Bild wuseln. Doch die drei Kinder von Armin Mueller-Stahl werden Probleme machen und den Laden im Laufe der nächsten Jahrzehnte richtig runterwirtschaften.
Jessica Schwarz verliebt sich lieber und stimmt nur zickig den von Papa arrangierten Hochzeiten zu, die das Geschäft fördernd sollen. August Diehl lebt lieber in der Welt der Künste als wie ein Beamter hinter dem Schreibtisch abzustumpfen. Und Mark Waschke will als ältester Sohn von Armin Mueller-Stahl das Unternehmen erben und fortführen, ist aber nicht besonders glücklich dabei...

Moment mal, spielen sie nicht eigentlich Rollen? Mueller-Stahl, die Berben und alle anderen zu bekannten Gesichter? Wenn man sich ganz stark konzentriert und die Augen zusammenkneift, dann kann man sich vorstellen, dass da jemand anderes stehen sollte. Aber das funktioniert so gut wie nie. Man schaut ihnen immer zu, wie sie brav Literatur verfilmen.

Es gibt viele Literaturverfilmungen, die sich krampfhaft vom Original-Hintergrund lösen wollen, etwa Hamlet zu einem Wirtschaftboss machen (Regie Michael Almereyda) oder Romeo und Julia in New York mit Pistolen spielen lassen (Baz Luhrmann). Alles nur, um den starken Kern eines Werkes nach vorne zu bringen.

Breloer, der erfolgreiche TV-Regisseur von Doku-Dramen wie "Todesspiel" und "Die Manns - Ein Jahrhundertroman", „dokumentiert“ die Zeit und die Orte der Buddenbrooks möglichst genau. Was vielleicht dem Lübecker Tourismus dienen mag, nicht dem Film. Zwar raffte Breloer die Familien-Geschichte zusammen, konzentriert das Geschehen auf entscheidende Handlungsmomente, betont die wirtschaftlichen Aspekte, aber das Ergebnis aufwändiger Arbeiten von einiger Größe (über 16 Mio. Euro!) bleibt erschreckend uninteressant. Nur bei einigen Ausreißern aus dem „realistischen“ Einerlei schreckt man zeitweise aus der Kinodämmerung auf: Schrille Figuren wie den Hamburger Banker mit der furchtbaren Lache fallen völlig raus, leben aber mehr als die sonstigen staubtrockenen Figuren. Selbst der alkoholkranke, anfangs aufbegehrende Lebemann Christian von August Diehl wird zum vorüber ziehenden Schatten.

Das ist schon ein Kunststück: In den letzten Jahren mit mehreren hunderten Filmen vom verschrobenen Experiment bis zum Hollywood-Serienprodukt hat kein Film den Rezensenten so gelangweilt wie diese „Buddenbrooks“!

Wenn man sich dann noch die Extra-Minuten der von vornherein eingeplanten und mitfinanzierten zweiteiligen TV-Version hinzudenkt, wird einem um die Quote ganz bange. Doch vielleicht ist das tragische Ende der „Buddenbrooks“ ja auch der Untergang solcher „Amphibien-Filme“, die schizophren für Kino und TV-Zweiteiler produziert werden, und von daher nie so gut wie ein richtiger Kino- oder ein richtiger TV-Film sein können.