26.6.06

Mein versch ä rftes Wochenende


Kanada 2005 (The Long Weekend) Regie: Pat Holden Chris Klein, Brendan Fehr, Chandra West 90 Min. FSK: ab 16
 
Eine neue Filmsprache wird eingeführt! Damit ein Film und seine Sprache "funktionieren", muss man Sounds, Zeichen und Szenen benutzen, die bei möglichst vielen Zuschauern etwas auslösen, die ganz allgemein verständlich sind. Heutzutage gehören grobe Comedy-Klötze wie "Jackass" und "American Pie" zum emotionalen ABC der MTV-Generation. So ist es nur verständlich, dass Szenen aus diesem Vorrat gemeinsamer Erfahrungen auch im Spielfilm als Sprach-Fetzen funktionieren sollten. Mit ihrer Hilfe wird ein nicht besonders "verschärftes Wochenende" mit "Home Videos", mit diesen auf allen Kanälen nervenden Amateuraufnahmen aufgepäppelt: Stürze von der Tanzfläche, Schläge in den Genitalbereich, schmerzhafte Unfälle und Tiere, die unheimlich komische Sachen mit ihnen Genitalien machen. "Pimp up" meine lahme Komödie...
 
Schon statt Vorspann gibt es Szenen aus dem millionenfachen Vorrat an kleinen sadistischen Amateur-Aufnahmen. Laut den Worten von Cooper (Chris Klein aus "American Pie"), einem untalentierten Schauspieler und oberflächlichen Frauenheld, stammen sie alle von seinem selt- und einsamen Bruder Ed Waxman (Brendan Fehr). Ed ist ein etwas einfältiges, wandelndes Fettnäpfchen und, seit ihn seine Freundin vor laufender Kamera hinterging, ohne Frau. Deshalb will ihm der ach so feinfühlige Cooper zum Geburtstag Sex verschaffen. Ed muss allerdings einen Auftrag für seinen Job in der Werbeagentur genau an diesem Wochenende fertig stellen, sonst wird er gefeuert...
 
So entwickelt sich das Wochenende zu einer Szenen-Folge um riesigen Pferdepenis, ein Supermodel-Begräbnis, ein haariges Striplokal, eine Gefängniszelle mit zuvielen Steroiden. So ziemlich alle Körperflüssigkeiten drängen sich als billige Pointen ins Bild. Übelriechende Zoten scheinen bei den Jugendkomödien Hollywoods schon im Standard-Vertrag Pflichtprogramm zu sein. Slapstick darf auch ran, wenn Ed einem weiteren Opfer statt der Zigarette gleich die Haare anzündet. Während Cooper eine Frau nach der anderen aufreißt und sich nicht wirklich um seinen Bruder kümmert, wird dieser immer wieder mit der Polizei und peinlich verlaufenden "Dates" konfrontiert.
 
Doch das sind nur sich frech gebende Harmlosigkeiten, nicht wirklich anzüglich, schon gar nicht "verschärft". Die in dieser Form innovativen Amateurfilm-Einsprengsel sollen die Handlung nur aufpeppen, sollen als "Teaser" in den Film hineinziehen. Wenn man dann so angelockt im Film gelandet ist, kuckt man sich um und findet - nichts! Die große gedankliche und dramaturgische Leere, in der einige Scherzchen treiben. Das Beste an dieser banalen Zeitverschwendung ist, dass sie an Scorsese "After Hours" in New York erinnert. Kein verschärftes Wochenende, nur ein lange, geniale Nacht...