26.6.06

Dabei sein ist alles


USA 2005 (The Ringer) Regie: Barry W. Blaustein mit Johnny Knoxville, Brian Cox, Katherine Heigl 94 Min. FSK: ab 6
 
Eine gewisse Tendenz im amerikanischen Kino fährt verzweifelt Provokatiönchen auf, damit ansonsten völlig belanglose Filmchen Aufmerksamkeit bekommen. Im brackigen Kielwasser von "Jackass" oder "American Pie" geht es um recht kindische Übertretungen, die nichts mit einem zur gesellschaftlichen Weiterentwicklung notwendigen Tabubruch zu tun haben. Selbst die Ventilfunktion, den Druck der überzogenen "political correctness" abzulassen, kann man nicht mehr für all diesen albernen Kram verantwortlich machen.
 
Die behauptete Komödie "Dabei sein ist alles" macht sich über Behinderte lustig, meint aber, diese unkorrekte Haltung mit der Läuterung des höchstens moralisch behinderten Protagonisten Steve aufzuheben. Dabei kriegen die wohl nicht besonders umsichtigen Macher gar nicht mit, wie sehr sie Behinderten-Sport lächerlich machen.
 
Steve Barker (Johnny Knoxville) wird durch eine haarsträubende Geschichte um seinen mexikanischen, illegalen Gärtner, der sich die Finger im Rasenmäher abgeschnitten hat, gezwungen, bei einer "Behinderten-Olympiade" mitzumachen. Der junge Steve ist zwar nicht besonders intelligent, aber zur geistigen Behinderung reicht es nicht, weswegen er sich mit Schauspielerei ins Trainingslager hinein lügt. Derweil setzt sein hoch verschuldeter Onkel Gary Barker (Brian Cox) 100.000 auf den Ausgang des Wettkampfes. Steve hat zwar gehörige Skrupel, aber die Erscheinung der Pflegerin Lynn (Katherine Heigl) bewegt ihn, die miese Nummer durchzuziehen. Doch er hat sich in seinen behinderten Sport-Kumpels getäuscht: Sie sind längst nicht so dämlich wie er sich verstellt. Und sie haben ein eigenes Motiv, ihm zum Sieg zu verhelfen...
 
"Dabei sein ist alles" nimmt weder den Sport noch seine Menschen ernst, es bleibt eine Phrase, dass behinderte Athleten Top-Athleten sind. Gezeigt wird eine simple Clown-Nummer mit braver Moral ohne irgendeine echte Provokation. Im Gegenteil: Wir sollen doch tatsächlich von den tapferen Behinderten lernen, den Hintern hochzubekommen! So was nennt man positive Diskriminierung. Die Knoxville-Kiste wird ab der Hälfte zu einem üblichen Sportfilm, und es ist erstaunlich, wie die Liebesgeschichte oder die Skrupel des Betrügers Steve ohne jede Ernsthaftigkeit behauptet werden. Soll man noch erwähnen, wie einfühlsam, sensibel und herzlich der dänische "Elling" einen geistig Behinderten humorvoll porträtierte?