26.6.06
Die Chaoscamper
USA 2006 (R.V.) Regie: Barry Sonnenfeld mit Robin Williams, Jeff Daniels, Cheryl Hines 99 Min. FSK: o.A.
Eine zersplitterte Familie reist - im Campingmobil zusammengequetscht - durch die Landschaft und kommt bei sich selber an. Ein schöner Film mit Aufregungen, Humor, Tiefgang und Charme. Er heißt allerdings "Familia Rodante" und kommt aus Argentinien. Die lieblos geschriebene Komödie "Mein verschärftest Wochenende" ist, obwohl die gleiche Strecke von Vereinzelung über Konflikt nach Gemeinschaft zurückgelegt wird, so ziemlich das Gegenteil.
Nur ein paar Jahre nach der Nachtkuss-Idylle wurde aus dem großen Idol der Kinder ein frustrierter Vater. Bob Munro (Robin Williams), ein kleiner, ängstlicher Angestellter ohne Gewerkschaftspass, muss den Familieurlaub auf Hawaii wegen eines Geschäftstrips nach Colorado absagen. Selters statt Sekt und Surf. Dazu leiht er sich ein riesiges, hässlich grünes Wohnmobil und versucht seiner Familie zu verkaufen, dass so ein Urlaub toll wird.
Schon bei der Abfahrt fährt dieser "R.V." (so der Originaltitel für Wohnmobile in den USA) Gartenmauern, Mülltonnen und Bäume platt. Und so geht es ohne Atempause weiter mit diesen völlig unglaubwürdigen, weil einfach gesetzten und nicht vernünftig hergeleiteten albernen Situationen.
Bob ist der kleine Angestellte und Familienvater, der bei seinen aufrichtigen und verzweifelten Bemühungen immer wieder besonders peinlich scheitert. Die genervten Familienmitglieder, besonders Sohn und Tochter, strafen ihn dafür mit Verachtung. Da muss das chemische Klo vor vielköpfigem Publikum geleert werden und die Hommage an die Ekelsfilme quillt überall hervor. Zudem jagt Bob seinem Laptop mit wichtigen Job-Unterlagen hinterher und immer wieder treffen die Munros auf eine unerträglich nette Camper-Familie (mit Jeff Daniels als banjo-spielendem Simpel).
Robin Williams fährt mit dieser rollenden Rolle in einen Stau ähnlicher Filme: Darin tummeln sich schon Steve Martin ("Im Dutzend billiger"), Dennis Quaid ("Deine, meine und unsere") und Chevy Chase, der gleich mehrere Jahrzehnte mit seinen Familien-Reisefilmen überlebt hat.
Zusammen im billigen Leih-Camper durch das Land der Einfältigen und Landeier fahrend, entdecken die Munroes viele Dinge, die sie gemeinsam hassen. Dann noch ein paar schlechte Dialoge und schon hängt der Familiensegen wieder gerade. Wenig überzeugend setzen sich Familien-Metapher und -Bande durch. Kurze Seitenblicke auf die individualisierte Kern-Familie, die einzeln vor den eigenen Fernsehern sitzt oder mit dem iPod in eigenen Musikwelten versinken, wirken letztendlich ebenso albern wie die schwachen Scherzchen.