7.6.06

Das Omen


USA 2006 (The Omen) Regie: John H. Moore mit Liev Schreiber, Julia Stiles, Mia Farrow, 110 Min. FSK: ab 16
 
Zu Zeiten, in denen jeder Waffenhändler, jeder Zuhälter, jeder korrupter Politiker mehr Unheil anrichten kann, als diese katholische Schreckensinstanz namens Teufel in ihrer ganzen, fast 2000-jährigen Karriere, hat es das gehörnte Kerlchen schwer, ernst genommen zu werden. Auch aus Filmen braucht man ihn kaum mehr zu exorzieren, einfach nicht mehr "in", der Typ. Weshalb jetzt "Omen", ein teuflischer Erfolg der Achtziger, widerbelebt wird, bleibt ein Rätsel. Anscheinend "remaked" Hollywood alles, wo jemals auch nur ein Gänsehäutchen schauderte ...
 
Das Prinzip von "Omen" ist wohl jedem klar: Damien, der Sohn des Teufels landet als Kuckucksei bei irgendeiner unbedarften Familie und mordet möglichst ausgefeilt sadistisch alle, die sich ihm in den Weg stellen. Der Balg versteckt sich, ängstigt die Mutter, schreckt Mitschüler, will nicht in die Kirche, verhält sich völlig eigenartig, macht teuflische Dinge - ein ganz normales Kind also erst einmal. Bis sich ein Kindermädchen spektakulär über drei Etagen erhängt. Gleichzeitig versuchen eifrige Kirchenmännlein (Pete Postlethwaite), den Adoptivvater Robert Thorn (Liev Schreiber) vor seinem Satansbraten zu warnen. Erst als auch Frau Thorn (Julia Stiles) am Schrecken über schockartig eingeblendete Horrorbilder stirbt, greift er aber zum Exorzistendolch...
 
Mit der ganz groben Hammer-Methode, mit ganz heftigen Schockmomenten, muss dieser äußerst unnötige Film arbeiten, um sein Publikum wach zu halten. Die Inszenierung leuchtet zwar Gebäude ganz gut aus und setzt die Farbe Rot gezielt ein, doch zwischen diesen Schauwerten klaffen statt Figuren und Story nur Leerstellen. (Die roten Punkte auf der Leinwand sind übrigens nicht immer Blut, meist sind es "Wasserzeichen" zur Kodierung der Filmkopie!)
 
Der ganze interpretatorische Humbug um düstere Deutungen ist noch schlimmer als im "DaVinci Code". Liev Schreiber spielt den Vater roboterhaft wie im "Manchurian Candidate" - nur stand damals seine Figur unter Hypnose. Julia Stiles ist als Püppchen mit Problem-Kind völlig fehlbesetzt. Allein Mia Farrow, die ehemalige Mutter des Satans ("Rosemarys Baby"), zu dessen Kindermädchen zu machen, ist originell. Das teuflische Kind Seamus Davey-Fitzpatrick bleibt im wahrsten Sinne nichts sagend.
 
Dazu ist das Drehbuch schlampig: Mal hasst Damian die Kirche, wie der Teufel ... sie wissen schon. Dann kann Belzebub plötzlich eine Kirchepforte von innen verschließen! Dem Film ist ein konkurrenzloser Erfolg sicher: Der beste Start aller Zeiten an einem 6.6.2006. Ansonsten weißt die Zahl 666 nur auf eines hin. Dieses "Omen" ist schlecht - und nicht im Sinne von "böse"!