USA 2019 Regie: Benedict Andrews, mit Kristen Stewart, Jack O'Connell, Anthony Mackie 103 Min. FSK ab 12
Die US-amerikanische Schauspielerin Jean Seberg zog nach ersten Erfolgen in Otto Premingers „Die heilige Johanna" (1957) und „Bonjour Tristesse" (1958) nach Frankreich und wurde mit Godards „Außer Atem" (1960) zu einer Ikone der Nouvelle Vague. Vor ihrem frühen, noch immer geheimnisumwitterten Tod 1979 sorgte sie auch mit ihrem Engagement für die schwarze Bürgerrechtsbewegung für Aufsehen. Der spekulative Spielfilm „Jean Seberg - Against all Enemies" zeigt den aufmüpfigen Star 1968 bis 1971 im Visier des FBI. Kristen Stewart kann im vagen Film nicht überzeugen.
Auch diesmal ist der legendäre Dreh von Johanna von Orleans auf dem Scheiterhaufen ein Menetekel für das unglückliche kurze Leben der Jean Seberg: Dass sie Narben von schlecht kontrollierten Flammen behielt, ist zwar nur eine Anekdote, aber für die Behandlung durch den FBI ist Hexenverbrennung eine gute Metapher: Im Mai 68, während in Paris die Revolution entflammt, verabschiedet sich Jean Seberg (Kristen Stewart) von Ehemann und Kind, um in Hollywood Joshua Logans Western „Westwärts zieht der Wind" zu drehen. Dabei will sie eigentlich etwas Relevantes machen und sorgt schon beim Atlantikflug dafür, dass der schwarze Aktivist Hakim Jamal (Anthony Mackie) trotz rassistischer Einwände der Fluggesellschaft in der First Class sitzen darf. Nach der Landung gibt es noch ein PR-Foto mit Aktivisten und erhobener Faust. Ein paar Tage später beginnt sie dann eine Affäre mit Jamal...
Parallel dazu zeigt der Film ziemlich dämliche und ignorante Geheimdienstler, die Jamal überwachen. Unter ihnen Jack Solomon (Jack O'Connell), ein junger Abhör-Spezialist, der eine Obsession für die berühmte Schauspielerin entwickelt. Die er allerdings nur in der unbegründeten Verfolgung der Frau ausleben kann. Der Neue in der Abteilung bekommt allerdings auch immer mehr von der ideologischen Beschränktheit seines gewalttätigen Vorgesetzten mit. Ganz zu schweigen von den Perversitäten des FBI-Bosses Hoover, der sich in seinem Verfolgungs-Wahn besonders für Aufnahmen aus den Schlafzimmern interessiert.
„Jean Seberg - Against all Enemies" schwankt zwischen tragischer Seberg-Episode und politischer Anklage gegen das geheime und höchst umstrittene „Counterintelligence" Überwachungs-Programm des FBI. Das mit schmutzigen Details vom Geheimdienst an die Öffentlichkeit gebrachte Skandal-Geschichtchen ist schwacher Kern eines mit großem Aufwand uninteressanten Films. Das Sujet hätte packen können, aber das Interesse für die Figur Jean Seberg bleibt überschaubar gering. Kristen Stewart baut ihre Independent-Rolen aus „Personal Shopper" und „Die Wolken von Sils Maria" aus, scheitert aber sowohl darin Tragik zu erzeugen, als auch den Mythos Seberg aufleben zu lassen. Man lernt nur eins: Geheimdienste mit extremen Weltsichten sind ganz schön gefährlich.