26.11.13

Tage am Strand

Australien, Frankreich 2013 (Adore / Two Mothers) Regie: Anne Fontaine mit Naomi Watts, Robin Wright, Xavier Samuel, James Frecheville 107 Min. FSK: ab 12

Trauernd perfekt getimt erscheint die australische Verfilmung der Erzählung „The Grandmothers" („Die Großmütter") von Doris Lessing in Deutschland wenige Tage nach ihrem Tod. Dazu beginnt der reizvolle Film gleich mit einem Begräbnis, um sich danach immer wieder türkisen Wellen an weißen Stränden hinzugeben. Schöne Menschen in traumhafter Umgebung, das ist verführerisch, auch wenn frau nicht besonders libertär lebt. Lil (Naomi Watts) und Roz (Robin Wright) bewundern die Adonis-Körper ihrer erwachsenen aber noch extrem knackigen Söhne beim Surfen. Nicht mehr lange und die beiden Frauen schlafen jeweils mit dem Sohn der Freundin. Zuerst wird Roz von Ian (Xavier Samuel) verführt, dann geht Tom (James Frecheville) aus Rache mit Lil ins Bett.

Das ergibt nach einigen Zweifeln und Widerständen der Normalität in besten Momenten ein sehr glückliches Quartett in paradiesischer Umgebung. Der Ehemann Lil ist schon vor Beginn des Films umgekommen, der von Roz verabschiedet sich selbst für die Karriere in eine ferne Stadt. Nicht nur beim Abweisen eines älteren Bewerbers, der die beiden Frauen für Lesben hält, sind die „Tage am Strand" nicht nur heiter, sondern auch sehr komisch. So macht auch die schwierige Umstellung vom Mutter-Ton auf ein Weibchen-Verhalten gegenüber fordernden Jung-Machos beim Zusehen viel Spaß.

Doch Tom folgt seinem Vater zwei Jahre später für eine Regie-Assistenz und verliebt sich prompt in die Hauptdarstellerin. Das Geheimnis bleibt nicht lange bewahrt und solidarisch beschließt auch Roz, ihre Beziehung zu beenden, damit beide Jungs eine „normale" Beziehung beginnen können. Trotz der größeren und kleineren Verletzungen entsteht ein undramatischer, stiller und familiärer Film. Etwas Schmerz bleibt zurück, wenn irgendwann drei Generationen den Strand genießen und sich die jungen Frauen doch etwas über eine unergründliche Stimmung wundern. Allerdings, so einfach geht das nicht mit der gesellschaftlichen Akzeptanz solcher verdrehter Ödipusse.

Es ist eine bemerkenswerte Geschichte von Doris Lessing, die man sicher auf unterschiedliche Weisen umsetzen kann. Anne Fontaine konzentriert sich auf die hervorragenden Darsteller, bei denen die „Jungs" durchaus mit den Stars Naomi Watts und Robin Wright mitspielen können. Es fühlt sich letztendlich gut an, wenn Tabu-Brüche so schmeichelnd dargeboten werden, das es fast märchenhaft wirkt: Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage...