4.11.13

Das kleine Gespenst (2013)

BRD, Schweiz 2013 Regie: Alain Gsponer mit Jonas Holdenrieder, Nico Hartung, Emily Kusche, Herbert Knaup, Bettina Stucky, Aykut Kayacik 88 Min.

Es hat schon reichlich Staub in den Falten seines Bettlakens, „Das kleine Gespenst" aus dem Kinderbuch von Otfried Preußler und dem Jahre 1966. Die neue Realverfilmung, die mit digitalen Mitteln das Gespenst in die altertümliche deutsche Stadt Eulenberg und deren kleiner Gesellschaft kopiert, scheut jede Modernisierung. Dadurch ist der Film für Kinder ab 6 bei aller Behäbigkeit, die gerne als „kindgerecht" missverstanden wird, eher bedenklich konservativ.

Das kleine Nachtgespenst haust auf Burg Eulenstein und würde so gerne mal tagsüber wach bleiben. Doch pünktlich um ein Uhr Nachts fallen ihm die Augen zu. Erst als Uhrmachermeister Zifferle (Herbert Knaup) die Kirchturm-Uhr verstellt, erschreckt es nun von zwölf Uhr Mittags bis Eins die Bürger des Städtchens. Der junge Schüler Karl (Jonas Holdenrieder) glaubte als einziger und entdeckte zuerst das Gespenst. Schon dadurch wird er für die Erwachsenen unglaubwürdig, zudem fällt auch der Verdacht direkt auf ihn, als eine antike Taschenuhr verschwindet.

Der holzschnittartige Polizist, die beschränkte Lehrerin, der eitle Bürgermeister und der verständnislose Vater sind Autoritäten, wie sie im alten Kinderbuche stehen, oder auf dem Kasperle-Theater rumalbern. Karl steckt in einer Schuluniform und der Haut eines braven Jungen. Da bedarf es freundlicher Hilfe der weisen Eule, um die ganze Sache aufzuklären. Bei all der alten Ordnung hat Rebellion oder Widerstand gegen Vorverurteilung und Unrecht keinen Platz. Auch andere Elemente wirken bedenklich: Die Suche nach dem „schwarzen Unbekannten" hat nur einen kleinen Scherz mit dem dunkelhäutigen Postboten übrig, um diese heikle Profilierung zu entschärfen. Das Volksfest feiert tatsächlich den 30-jährigen Krieg, den grausamsten bis dahin. Im Finale entgleitet auf hohem, schmalem Turmsims selbst die altersgerechte Vorsicht, die bisher bei kleinen Abenteuern, dem Feuerwehr-Slapstick und den sprechenden Tieren herrschte.

Bei allen unglaublichen digitalen Möglichkeiten schafft es diese Produktion tatsächlich, das kleine Gespenst nicht sympathisch aussehen zu lassen: Irgendwo zwischen Alien und Embryo ist das erstaunlich grob animierte Gesicht mit den großen Augen angesiedelt. Dazu sieht das „Bettlaken" des Geistes völlig verfilzt aus. Aber auch bei den Menschen erstaunt eine - außer bei Karl - nicht besonders ausgeprägte Figurenzeichnung. Nun muss „Das kleine Gespenst" auf keinen Index, aber die Produzenten sollten ihre Kindheitserinnerungen schnell mal updaten.