USA, Großbritannien, Spanien 2013 (The Counselor) Regie: Ridley Scott mit Michael Fassbender, Penélope Cruz, Cameron Diaz, Javier Bardem, Brad Pitt, Bruno Ganz 113 Min. FSK: ab 16
Michael Fassbender und Penélope Cruz als schön verliebtes Paar sehr erotisch unter weißer Bettwäsche zu erleben, reicht völlig als Appetit-Happen. Dazu dann direkt in der nächsten Szene weiterer Schauspiel-Genuss wenn Cameron Diaz und Javier Bardem als reiche Gangster-Gecken mit zu viel Gold, Luxus und teuren Geschmacklosigkeiten begeistert verfolgen, wie ihre Geparden mit hilflosen Kaninchen spielen. Klar, das ist schon Symbolik und ein Vorverweis auf ungleiche Kräfteverhältnisse bei grausamen Aktionen. Doch auch dies gehört noch zum groben Handlungsgerüst, zur einfachen Erzählung, über die sich der Text von Cormac McCarthy auch in dieser Verfilmung erhebt.
„Alien"-Regisseur Ridley Scott verfilmt mit „The Counselor" ein Drehbuch von Cormac McCarthy. Nach den Romanen des Pulitzer-Preisträgers entstanden bereits die faszinierenden „The Road" und „No Country for Old Men". Wie sehr McCarthy einen Film veredeln kann, macht dann schnell Bruno Ganz in einen seiner besseren Kurzauftritte, diesmal als Amsterdamer Diamanten-Händler deutlich. Der edle und nur fast perfekte Verlobungs-Klunker, den der Counselor (Fassbender) für seine Liebe Laura (Cruz) ersteht, bekommt eine Warnung mit auf den Weg und etwas Diamanten-Philosophie: Mit den ewigen Steinen wollen wir dem Tod zeigen, dass wir uns nicht von der Kürze des Lebens kleinkriegen lassen
Bei solchen, im Original richtig guten Dialog-Sätzen, merkt man schnell, dass es auch im „Counselor" um mehr geht. Wieder ist das düstere Welt- und Menschenbild hinter der Handlung extrem spannend. Um es abzukürzen: „Ein Gepard ist der Mensch dem Menschen, nicht ein Mensch, wenn man sich kennt."
Für diejenigen, die dabei den Krückstock einer überdeutlichen Handlung vermissen, hier die Zusammenfassung: Der schicke, gebildete und charmante Counselor (Fassbender) braucht wohl doch mehr Geld als seine Anwaltstätigkeiten und Beratungen im Süden der USA einbringen. So lässt er sich trotz drastischer Warnungen des schmierig reichen Gangsters Reiner (Javier Bardem) auf ein schmutziges Drogen-Geschäft mit diesem ein. Wie der kolumbianische Koks für 20 Mio. Dollar, versteckt in einem Tanklaster voll übelstem Kloaken-Dreck, seinen Weg von Mexiko nach Chicago macht, wie er mit viel Leichen und Blut drumherum entführt und dann vom Kartell wieder zurückgeklaut wird, läuft als Nebenschiene mit, während der Counselor auf die Ergebnisse wartet.
Die sind allerdings anders als erwartet, denn durch einen dummen, fast unglaublichen Zufall fällt der Verdacht auf den Counselor, dessen Schicksal nun in der Hand höherer Mächte liegt. Das wäre im Action-Film, mit dem einige der großen und brutalen Szenen durchaus konkurrieren können, das Drogen-Kartell, das immer unsichtbar bleibt. Die Antworten auf flehentliche Gnadengesuche bringen allerdings einen speziell mexikanischen Buddhismus hervor: Dem nun nicht mehr so gelackten Counselor bliebe nur, sein Schicksal zu akzeptieren. Entscheidungen seien schon viel früher gefallen und nicht mehr beeinflussbar.
Und Michael Fassbender nimmt das Schicksal in einer mexikanischen Absteige an, wie nur er es kann. Es gibt keine Helden in diesem Stück Leben, nur Narren, die deutlichste Warnungen überhören, und irgendwelche gottgleiche Stimmen außerhalb des Bildes, die Schicksal spielen. Das spielen die Stars wiederum großartig aus und machen die Sätze von Cormac McCarthy zum mehrschichtigen Genuss. Cameron Diaz beklagt als Geparden-Frau Malkina eiskalt die Weichheit des Herzens als Problem der Menschen. Brat Pitt spielt irgendwo zwischen „The Mexican" und „Killing Them Softly" den warnenden Cowboy, der selbst schon die Schlinge um den Hals spürt. Bardem gibt seiner affigen Rolle herrlich viel Nasen-Zucker und auch viele Nebenparts wären eine Huldigung wert. Pro bono gibt es dann noch einen letzten Ratschlag: Unbedingt ansehen!