Großbritannien, Frankreich, BRD 2011 (Tinker, Tailor, Soldier, Spy) Regie: Tomas Alfredson mit Gary Oldman, Colin Firth, Tom Hardy, John Hurt 127 Min. FSK ab 12
Bond? Kein Bond! „Dame, König, As, Spion", das höchstkarätig besetzte Spionage-Spiel aus der Zeit des Kalten Krieges, zeigt Geheimdiensteln als graue und grausame Kopfarbeit zwischen staubigen Aktendeckeln. Der Schwede Tomas Alfredson („So finster die Nacht") inszenierte überzeugend und auch im sorgfältigen Bild beeindruckend eine schließlich doch sehr emotionale Geschichte, in der nur gebrochene und vereinsamte Menschen zurückbleiben.
In Ungarn gibt es beim Bauern-Opfer eines Spions noch Schießereien und Action. Dann erweist sich die Suche nach einem „Maulwurf" in der Zentrale des britischen Geheimdienstes MI6 als Stellungsspiel. Als konzentriertes Schachspiel ganz gemäß der Titel-Metapher von John Le Carrés gleichnamigem Roman aus dem Jahre 1974. „Circus" nennen die realistischeren Kollegen der Fiction namens Bond ihren eigenen Laden. Eine Versammlung der Direktoren legt andere Namen für diese Anstalt nahe. Der alte Boss „Control" (John Hurt) tritt nach frechen Verdächtigungen cholerisch brüllend zurück. Sein treuer Assistent George Smiley (Gary Oldman) folgt ihm, um bald darauf in geheimer Geheimmission mit der Suche nach dem Spitzel in der Spitze beauftragt zu werden. Von außen, mit der Hilfe seines eigenen „Insiders", spielt er die Züge der Beteiligten nach. Zeit genug hat er ja, nachdem ihn seine Frau verließ. Auch hierbei gab es einen Verräter, der noch zu enttarnen ist...
Es sind die ganz feinen Töne im mit herrlichem Anti-Flowerpower ausgestatteten Film, die ihn so ungemein spannend machen. Da zeigt etwa eine störende Fliege im Auto unauffällig die überlegene Intelligenz von Smiley: Während es die Kollegen vergeblich mit Schlagen versuchen, öffnet er einfach ein Fenster. Am stillen Mann nagt aber kaum merklich die Untreue der Frau und die Tatsache, dass er Karla, den Mastermind der Sowjets, nie erwischen konnte. Diese Verquickung von geheimdienstlicher Weltpolitik und privater Hoffnung auf ein kleines Glück durchzieht „Dame, König, As, Spion". Prägend sind auch die Darsteller mit dem mutig und erfolgreich gegen den eher wilden Strich besetzten Gary Oldman als genialer Spießer Smiley. Colin Firth glänzt als schillernder Kollege Bill Haydon noch am ehesten als Spion im Stile Bonds. Nebenbei macht ein lächerlicher Finanzminister die eigentlich mächtigen Politiker zur Witzfigur. Die Fäden ziehen wieder andere, doch auch denen möchte man nicht vertrauen. Die bedrückende Stimmung des Films ist ihnen geschuldet, ihrem allgemeinen Unvermögen, ein erfülltes Leben zu führen. Man fragt sich, wofür diese Menschen eigentlich kämpfen, wenn sie nicht gegen den jeweiligen Gegner (Kommunismus/Terrorismus/Islamismus) kämpfen.