USA 2011 (Underworld Awakening) Regie: Måns Mårlind, Björn Stein mit Kate Beckinsale, Stephen Rea, Michael Ealy 88 Min.
Um es kurz und knapp zu sagen: Knapp 90 Minuten Underworld - Teil 4 erfüllen die Erwartungen der Fans voll und ganz. Genauer gesagt, vor allem in Bezug auf die weibliche Hauptfigur im engen Latexdress: Die Erwartungen der Fanboys, dieser soziologischen Konstruktion von Filmkritik und -produktion. Fanboys sind etwas anspruchslose, wenig experimentierfreudige Kinogänger (männlich), die sogenannten Kultfilmen mit ihrer ungeteilten Begeisterung (haben die sonst kein Leben?) zu großem Erfolg und beim Merchandise zu noch größeren Umsätzen verhelfen. Man gibt ihnen auch, seit „Star Wars" das reizvollere New Hollywood gekillt hat, die Schuld an der Infantilisierung des Kinos. Kurz: Die werden nie erwachsen, die Filme und die Fan(boys).
Im vierten Film seit dem sagenhaften Start im Jahre 2003 (mit einem Ausflug in mittelalterliche Vorgeschichte ohne Kate Beckinsale) sind die Vampire und die Lycans die Gejagten, seit die Menschen ihre Existenz entdeckten und einen massiven Angriff auf beide Nachtwesen starteten. Die dezimierten Helden von Underworld verstecken sich im Underground und Selene hängt als Verdächtige Nr. 1 gefriergetrocknet im Labor von Dr. Jacob Lane (Stephen Rea). Der Leiter von „Antigen" arbeitet an einem Gegen-Gen, eigentlich. Nachdem Selene von einem unbekannten erweckt wird, rettet sich erst sich spektakulär und dann ihre auch liebliche und lebensgefährliche Tochter. Ja, in zwölf Jahren Vampir-Nickerchen ist einiges passiert. Von ihrem geliebten Werwolf Michael bleibt sie getrennt, doch der Kampf zwischen den beiden Beißer-Clans geht weiter, ganz wie beim alten Barden: „Zwei Häuser waren hier in Vancouver durch alten Groll zu neuem Kampf bereit, aus dieser Feinde unheilvollem Schoss das Leben zweier Liebender entsprang...". Doch von Clan-Saga entwickelt sich „Underworld" zu einer Familiengeschichte mit Kernfamilie Mutter Vampir, Vater Wolf, Tochter Hybrid.
Die Gegner sind inzwischen mächtig gewachsen, nun kämpft Selene gegen sehr riesige Lycans, mobilisiert ihre zaghaft gewordene Verwandtschaft und deckt eine Verschwörung auf. Der blaugraue Look von Vancouver wirkt auch bei den neuen schwedischen Regisseuren Måns Mårlind und Björn Stein wieder ebenso cool wie Beckinsales Figur in schwarzem Gummi. Doch statt Atmosphäre gibt es vor allem satt Action, die durch unglaubliche Geschwindigkeit von Selenes Morden beeindruckt. Die gibt es nicht zu knapp, obwohl „Underworld 4" endlich mal ein Film ist, der mit knappen 80 Minuten echter Laufzeit nicht übertreibt - nicht in der Länge, in allem anderen schon.