USA 2011 (One Day) Regie: Lone Scherfig mit Anne Hathaway, Jim Sturgess, Patricia Clarkson 108 Min.
„Harry und Sally" sind beinahe vergessen, da kann man ja die Idee aufwärmen. Basis ist ein gleichnamiger Roman von David Nicholls, den dieser zum Drehbuch umschrieb: Emma und Dex landen nach ihrem Hochschulabschluss zusammen im Bett, etwas peinlich und dann doch nur platonisch. Es ist der 15. Juli 1988, St. Swithin's Day, in England so was wie „Groundhog Day". Hier entscheidet sich , wie das Wetter die nächsten Monate wird. Wie das Verhältnis von Emma und Dex sich entwickelt, entscheidet sich noch lange nicht. Deshalb hat der Film Zeit, jedes Jahr am 15. Juli wieder vorbeizusehen. 1989 mit den beiden beim Umzug, irgendwann mit anderen, in der Logik des Films falschen Partnern. Dann wird Dex zeitweilig zum TV-Ekel voller Drogen. Es gibt viel falsches Leben im romantischen Film.
Der Soundtrack dieser Jahre reicht von Tracy Chapmans „Talking about a revolution" bis „Sparkling Day" von Elvis Costello. Die Telefone verlieren ihre Schnüre, wechselnde Frisuren haben die Maskenbildner schwer beschäftigt. Dabei gibt es von Anfang an viele Gründe zum Fremdschämen, etwa die albernen Versuche, Hollywood-Star Anne Hathaway mit Brille, Zopf und Sackklamotten zum hässlichen Entlein zu machen. Emmas und Dexters Blicke verraten überdeutlich, dass sie eigentlich wollen. Doch aus unerfindlichen Gründen dauert es eine lange Spielfilmlänge bis es doch nicht klappt. Aber der Autor dieser Zeilen versteht ja auch nicht, weswegen Ethan Hawke und Julie Delpy in „Before Sunrise" keine vernünftige Verabredung treffen und Telefonnummern austauschen. Zumindest das zeigt „One Day" mit seinem tragischen Ende - das Leben ist zu kurz für falsche Dinge.
Regisseurin Lone Scherfig hatte nach „Italienisch für Anfänger" (2000) und „Wilbur wants to kill himself" (2002) einen sehr guten Ruf, den sie zuletzt mit „An Education"
(2009) eindrucksvoll bestätigte. „Zwei an einem Tag" ist eine gelackte Enttäuschung, alles - selbst das Entlein - sieht hier gut aus.
Wer das Spiel mit verpassten Chancen wirklich mit vollem Gefühl genießen will, sollte sich Alan Rudolphs „Made in Heaven" mit Timothy Hutton und Kelly McGillis in der Videothek besorgen - eine DVD gibt es noch nicht. Hier bekommt die im Himmel geborene Liebe genau 30 Jahre Zeit, sich auf der Erde zu finden. Danach ist das Leben nur noch elendig. So ungefähr wie die fast zwei Stunden „Zwei an einem Tag".