Der Autor und Regisseur im Gespräch mit Günter H. Jekubzik
Berlin. „Auf der Suche" erzählt von einer Mutter auf der Suche nach ihrem Sohn, der in Marseille verschwunden ist. Wie hast du den Stoff gefunden?
Der Auslöser war sehr konkret. Der Freund eines Freundes hatte sich umgebracht, wie im Film, in Marseille. Daraufhin habe ich dort einige Orte seines Lebens besucht und aus dieser kraftvollen Inspiration die Geschichte entwickelt.
Was suchtest du in Corinna Harfouch, deiner sehr prominenten Hauptdarstellerin?
Das Projekt lief schon eine Weile, aber ich bin immer wieder bei Corinna Harfouch hängengeblieben. Ihr Filmtyp ist oft auch eine brüchige Frau, die wenig Gefühl zulässt. Ich wollte nicht, dass es jemand ist, der seine Gefühle zu leicht zeigt, dann drohte die Geschichte sentimental zu werden.
Wie fandest du die Arbeit mit Harfouch?
Vor dem Dreh sagte sie ganz klar: „Ich hab 80 Filme gedreht, lass mich mal machen!" Letztlich hat es funktioniert, wenn ich Vorschläge gemacht hab, aber man musste drum kämpfen. Was auch nicht so leicht war, weil ich einen wahnsinnigen Respekt vor ihr hatte. Aber das Drehen funktioniert ja immer über das gemeinsame Andocken an die Geschichte.
An welchem Projekt versuchst du dich als nächstes?
Anders als bisher möchte ich mal von einer Figur ausgehen, die aus ihrem Alltag heraus eine Veränderung erfährt. Ohne Ortswechsel wie in „Unterwegs" oder „Rückenwind". Es wird die Geschichte eines Gebäudeverwalters, eines einfachen Angestellten hier aus Berlin. Gleichzeitig entwickle ich ein Tatort-Drehbuch für den WDR - mit den Kölner Kommissaren Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär). Bei denen habe ich nicht das Gefühl, dass ich mich verbiegen muss.
Welche Suche stellt der Film „Auf der Suche" für dich persönlich dar?
Einerseits interessiert mich, zu sehen, dass Suchen seine Grenzen hat, dass man nicht immer klare Antworten finden kann. Zudem glaube ich - obwohl ich keine Selbstmordgedanken habe - ist man vielleicht gar nicht so weit von so einer Tat entfernt. Viele Leute können sich in dieser Erfahrung wiederfinden.
Jan Krüger wurde am 23. März 1973 in Aachen geboren. Er studierte an der RWTH Aachen und später an der Kunsthochschule für Medien, Köln. Seinen ersten Film drehte er 1999, das Musikvideo „Verführung von Engeln"; 2001 folgte der Kurzspielfilm „Freunde (The Whiz Kids)", der den Silbernen Löwen der Filmfestspiele Venedig erhielt. Sein erster Langspielfilm „Unterwegs" erhielt u.a. den Tiger Award in Rotterdam. Neben seiner Arbeit als Filmemacher ist Krüger seit 2006 als Dozent für Filmregie und Drehbuch an der KHM Köln tätig.