20.11.11

Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht (Teil 1)

Biss 4 1/2

Nach vielen Schmerzen ist die Verwandlung abgeschlossen, ein neues Wesen tritt in die Welt: Darth Vader wird am Ende von Episode 3 zum Schalentier, das „Star Wars" geprägt hat! Oops - falscher Film, man kann aber auch durcheinanderkommen bei den vielen verlängerten Enden im aktuellen Kino. Also, nach vielen Schmerzen ist die Verwandlung abgeschlossen, ein neues Wesen tritt in die Welt, Bella öffnet ihre Augen und rote Pupillen verraten: Ich will Blut, Menschenblut!

Bis es dazu kommt, ist „Biss 4 1/2" allerdings fast eine Stunde lang ein Heiratsfilmchen mit ganz, ganz viel Schmalz und ohne eine Spur von Hämoglobin. Die Kamera ist vor lauter Glück zwischen Edward und Bella so trunken, sie hört gar nicht mehr auf zu kreisen. Echte Männer sagen da längst wie Werwolf und Zweitliebhaber Jake: „Ich weiß, wie das endet und ich werde nicht hier bleiben und zusehen!"

Ein reiner Frauenfilm, wenn nicht der Bräutigam vor der Hochzeit gestehen würde, dass er früher, als noch James Whales „Frankensteins Braut" im Kino lief, massig Massenmörder leer gesaugt hat. Und wenn nicht ein schön schrecklicher Albtraum in weiß und Blut mit den Volturi und einer Menge Leichen Schlimmes voraus deutete. Doch erst muss der Nicht-Fan eine Hochzeitsreise mit Traumurlaubsbildern durchstehen, die nur von den unerträglich kitschigen Musik untertroffen wird. (Im Saal fließen schon Tränchen...) Dazu unendlich viel Gerede, denn dass der Mann beim Sex zum bissigen Tier wird, ist hier mal nicht erwünscht. Obwohl, Sex ist hier wieder in kindergartentauglicher Form dargeboten. So wundert man sich eher, dass Bella überhaupt schwanger ist, als dass der kleine Vampir in ihr lebensgefährlich rasant heranwächst.

Bislang wurde die Zeit für einen zweiten Teil gestreckt, es dauert fast eine Stunde, bis das Drama beginnt und dann ein Jahr bis es mit dem zweiten Teil 4 im Kino beendet wird - Vampirtempo halt. Jetzt überstürzt sich alles, eine ins Mythische übertragene, aber ansonsten veritable Abtreibungsdiskussion beginnt, bei der Männer den Frauen sagen wollen, was zu tun ist. Gleichzeitig bricht die Vereinigung von Mensch und Vampir den Waffenstillstand zwischen Saugern und werwölfischen Beißern. So belauern die immer noch furchtbar schlecht animierten Zotteltiere das Glashaus, in dem die Vampirfamilie völlig ausgehungert um Bellas Leben bangt. Jake gibt den Doppelagenten und ein komplexes Finale um Leben und Sterben, um das weibliche und das vampirische Lebengeben, sowie um den Kampf zwischen höheren Wesen und den Tieren (den Edel-Designern des Hauses Cullen und den Proletariern vom Stamme Wolf) endet enttäuschend mit einem Deus ex machina namens Prägung.

Das geriet immer mal wieder lustig, wenn die blasse Verwandtschaft mit leichter Hand den Hochzeitspavillon aufbaut und man über alte Feindschaften schmunzelt - man stellt sich zwischendurch die entsprechende Situation zwischen übermäßig siedelnden Zionisten und ebenso militanten Palästinensern vor. Aber „Biss 4 1/2" ist Lichtjahre davon entfernt, sarkastisch zu sein. Bis zur Diskussion über Kindernamen bedient er sein weibliches Zielpublikum, verbrämt unglaublich altbacken die Angst vor der „ersten Nacht" und transponiert auch andere, durchaus brisante Themen in den Kosmos alter bekannter Fangzahn-Nutzer. Dass dies wenigstens in der zweiten Hälfte der ersten Hälfte vom vierten Teil noch ganz gut unterhält, ist Planerfüllung. Der Stachel wurde vorher mit einem kleinen Film in Film gesetzt: „Frankensteins Braut" verweist auf das Meisterwerk „Gods and Monsters" des Biss-Regisseurs Bill Condon, gegen den dies alles nicht nur ein bisschen blutleer bleibt.