USA, Indien 2011 (Real Steel) Regie: Shawn Levy mit Hugh Jackman, Dakota Goyo, Evangeline Lilly 126 Min. FSK ab 12
Dies muss der verschwitzt feuchte Traum eines jeden Boxers sein: Nie mehr Platzwunden, keine Gehirnschäden, keine Nasenbrüche oder abgerissene Ohren - höchstens mal ein verbogener Schaltkreis: In der Zukunft boxen nur noch riesige Roboter gegeneinander. Dass die ganze Sache mit der Entwicklung der Menschheit damit nicht wirklich vorangeht, wird sich am Ende zeigen. Bis dahin liefert die Papa-Sohn-Geschichte gute Unterhaltung für das Kind im Manne - jeder Altersstufe.
In einer Zukunft, die sehr nach Vergangenheit aussieht, wurde aus der alten Boxhalle ein Reparaturbetrieb für Kampf-Roboter. Bailey Tallet (Evangeline Lilly, Kate aus „Lost") flickt dort Schrotthaufen zusammen, die Charlie Kenton (Hugh Jackman) regelmäßig anschleppt. Der ehemalige Faustkämpfer versiebt alles, was er anfasst, und macht kräftig Schulden dabei, ist aber gewohnt, sich durchzumogeln. So passt es, als ihm gerade sein Kampfroboter von einem Stier demontiert wurde, dass Charlie sich mit viel Geld überreden lässt, die Vormundschaft an seinem 11-jährigen Sohn Max an dessen Tante zu verkaufen.
Den Sommer verbringt der Halbwaise allerdings noch bei seinem Erzeuger, und so gehen ein kleiner Fan und ein alter Hase zusammen auf Box-Tour. Der Sohn erweist sich schnell klüger als der Vater, der umgehend wieder alles zu verspielen scheint. Ein alter, simpler G2-Roboter vom Schrottplatz namens Atom wird Max zum Freund und erweist sich als schlagkräftiger Gegner. Schließlich bekommen die drei Underdogs sogar einen Kampf um den WM-Titel.
„Reel Steel" kombiniert den bekannten Star Hugh Jackman mit dem netten, noch kindlichen Gesicht Dakota Goyos - und es funktioniert. Psychologisch ist der Knirps Max weiter entwickelt als der Vater und analysiert diesen schon nach wenigen Stunden: „Du schmeißt alles weg, was du nicht brauchst!" Japanisch kann Max auch - von den Computerspielen. Das erstaunliche 11-jährige Genie baut zudem über Nacht mal kurz Spracherkennungs-Module in die Kampfmaschine ein. Wie der Roboter das Kind im Schatten-Modus imitiert, macht der Junge seinem Vater nach. Das sorgt für viel Spaß, nicht nur bei den flotten Tanzeinlagen, auch beim Wiedererkennen der Charakterzüge und vor allem bei den verkehrten Rollen mit ultranervösem Vater und coolem Kid vor dem ersten großen Kampf Atoms.
Dabei kramt Charlie seine alten Talente als richtiger Boxer wieder hervor, um den Roboter zu trainieren. Jetzt kommt die Rocky-Geschichte mit einem Touch Mad Max in die Gänge und wird auch noch spannend. Es gibt scheppernde Gladiatorenkämpfe, die Filmemacher werfen dazu eine Portion Sentiment in den Ring. „Reel Steel" ist dabei vielleicht nicht so unmenschlich, aber ebenso brutal wie echtes Boxen. Vor allem für Charlie zeigt sich die Verbindung von Mensch und Maschine als Quell großen Glückes. Wie der „Avatar" dem Querschnittsgelähmten zu einem neuen Leben hilft, so lebt der Boxer über Atom wieder auf. Am Ende kämpft „mann" ganz archaisch wieder in der Einstellung „manuell" gegeneinander, im Schatten-Modus und per Handsteuerung.
So liefert Bot-Fighting - trotz einiger technisch schwer erklärbarer Momente - ein interessantes Zukunftsbild: Nur das Boxen, also die Gewalt, hat sich weiterentwickelt. Das ist ziemlich treffend für eine Gesellschaft, in der millionen-teure Dronen ferngeststeuert morden, aber Autos und Laster immer noch Menschen überfahren, weil da an Sicherheitszubehör für ein paar Euro gespart wird.