USA 2011 Regie: Steven Soderbergh (Contagion) mit Matt Damon, Kate Winslet, Marion Cotillard, Jude Law, Gwyneth Paltrow, Laurence Fishburne 105 Min.
Ein extrem aggressives Virus breitet sich in Asien und den USA aus. Steven Soderberghs spannender Katastrophen-Thriller folgt einigen Einzelschicksalen und der detektivischen WHO-Arbeit. Das Ergebnis ist ein „Gerade-noch-mal-gut-gegangen" mit ein paar Gedanken über den unterschiedlichen Wert von Menschenleben in verschiedenen Teilen der Welt.
Soderbergh ist ein einzigartiger Könner und so beginnt sein Film ebenso rasant wie der Ausbruch des Virus. Von Tag 2 an zeigt er die Opfer in Hongkong, Minnesota und Chicago. (Tag 1 und den ersten Patienten spart sich der Film bis zum bitteren, „schweinischen" Schlusspunkt auf.) Die Geschäftsreisende Beth (Gwyneth Paltrow) erwischt es zuerst, dann ihren Sohn. Der Ehemann (Matt Damon) scheint immun zu sein. Ihr Liebhaber, den sie bei einer Zwischenlandung in Chicago „besuchte", wohl nicht. Detektivisch versuchen Spezialisten unter der Leitung des WHO-Bosses Dr. Ellis Cheever (Laurence Fishburne), den Ursprung des extrem aggressiven Fledermaus-Schweine-Virus (sic!) zu ergründen und ein Gegenmittel zu finden, während ein kapriziöser Blogger (Jude Law mit schiefem Zahn) Panik schürt und ein Naturheilmittel anpreist. Bald greift auch das Militär ein und die Homeland Security macht sich mit ihrem reflexartigen Terror-Verdacht lächerlich. WHO-Mitarbeiter erkranken (Kate Winslet), das öffentliche Leben stirbt, Chaos herrscht. Mehr als 130 Tage und zig Millionen Opfer später ist fast wieder alles gut, eine wissenschaftliche Heldentat führte zur richtigen Spur. Doch wer darf nun zuerst das rasch hergestellte Serum erhalten? In den USA gibt es eine Lotterie, in Asien entführt man West-Europäer (Marion Cotillard), um sein eigenes unwerteres Leben zu retten.
Inzwischen ist Soderberghs „Contagion" kaum merklich sehr politisch geworden. Überhaupt ist sein Film vielleicht nicht so emotional-dramatisch wie „Outbreak" aus dem gleichen Genre, dafür viel umfassender, informativer, kurz: klüger. Und die Schutzanzüge sehen mittlerweile viel besser aus! Zwar verliert der Regie- und Kamera-Meister ein bis zwei Figuren - wortwörtlich, nicht im Euphemismus für das Sterben - und die WHO kommt etwas zu positiv weg, doch man gewinnt bei aller Spannung auch eine Menge Einsichten. Moralische Entscheidungen bleiben zwar offen, doch der übliche Hollywood-Film, hätte sie unter dicker Marschmusik gar nicht erst aufkommen lassen. So warnt Cheever zwar unerlaubt seine Geliebte und soll deswegen abgeschossen werden, doch er gibt auch seine persönliche Impfdosis an den Sohn des Putzmannes. Ein kleines Signal der Solidarität und ein zusätzlicher Stachel der immanenten Kritik an Pharmaunternehmen, die in der Realität mit Fantasiepreisen die AIDS-Bekämpfung verhindern.