USA 2011 (Footloose) Regie: Craig Brewer mit Kenny Wormald, Julianne Hough, Dennis Quaid, Andie MacDowell 113 Min. FSK ab 6
Vorsicht: Auch wenn auf der Verpackung weiterhin „Footloose" steht, dies ist nicht mehr der 80er-Tanzfilm um einen jugendlichen Rebellen. Das Remake lässt einen klugen, verantwortungsvollen Jungen gegen eher verzweifelte als verknöcherte Südstaatler und deren Tanzverbot antreten. Ein anderer Film als der Kult von 1984, aber auch kein schlechter. Er setzt statt auf Konfrontation auf Köpfchen - auch wenn dieses noch im Rock'n'Roll-Stil gegelt ist und der aus einer Tanzshow bekannte Körper von Kenny Wormald darunter auch nicht ohne.
„Loose, footloose / Kick off your Sunday shoes ..." dieser Hit ist unter den ersten Bildern eine Zeitmaschine und man muss genau hinschauen, in welcher Zeit das Remake eigentlich spielt. So wie man bei den Cover-Versionen der Songs auch sehr genau auf Unterschiede lauschen muss. Doch wir sind in dem altmodischen Südstaaten-Nest Bomont und später wird demonstrativ die Sammlung alter Vinyl-Platten von Kevin Bacon rausgeworfen und ein iPod angeschlossen. Aber erst mal knallt es nach Party, Alk und Kuss am Steuer mächtig. Fünf Teenager sterben und anders als in Bayern, wo so eine Fahrt gut für die Parteikarriere ist, wird als Gegenmaßnahme neben Null-Promille ein Tanzverbot für Jugendliche erlassen. In dieser restriktiven Umgebung landet der junge Ren MacCormack (Kenny Wormald), nachdem seine Mutter in der Großstadt an Leukämie verstorben ist. Ren sieht aus wie ein Rock'n'Roller, ist aber trotz T-Shirt, Lederjacke und Gel- Tolle ein braver Rebell. Technisch raffiniert möbelt er den alten Käfer vom Onkel auf. Sozial gewitzt fügt er sich in die Abschlussklasse der High-School ein. Den Oberbully schießt er beim brandgefährlichen Crash-Rennen mit Autobussen ab, dessen neugierige Freundin, die auf unartig machende Pfarrerstochter Ariel (Julianne Hough mit Quietsche-Synchrostimme), lässt er lässig abblitzen: Ich werde dich küssen, irgendwann! Trotz James Dean-Look weiß Ren, was er tut. Zudem scheint er klüger zu sein, als alle Südstaaten-Dörfler. Völlig basisdemokratisch startet der bürokratische Rebell eine Petition gegen das Tanzverbot. Als diese trotz eindrucksvoller Rede an den Holzköpfen im Stadtrat abprallt, hat Ren eine andere Lösung, redet aber erst mal mit dem Prediger, dem Vater von Ariel...
Erst mal miteinander reden - nach diesem Motto verfährt auch der Film, der statt stereotyper Konflikte das Verständnis betont. Selbst den Priester-Papa, von Dennis Quaid hervorragend gespielt, kann man verstehen. Andie MacDowell hat sich als kluge Mama für ihre seltenen Auftritte eine gute Rolle ausgesucht. Ansonsten beeindruckt die aufklärerische Klugheit des jungen Helden: Ganz nebenbei stellt der Rationalist die mangelnde Trennung von Kirche und Staat in Frage und fragt überhaupt gerne mal ganz einfach. So hebelt der ehemalige Turner elegant die üblichen Verdächtigungen der Erwachsenen aus. Nun ist nicht alles Diskurs, die Disco kommt keineswegs zu kurz. Hier glänzt Hauptdarsteller Kenny Wormald mit echten Tanzszenen, mit dem Rausschleudern des sehr wohl vorhandenen Trauerfrustes in einem akrobatischen Turn-Tanz. Die beste Szene bleibt aber die Kindergarten-Tanzstunde von Rens lustigem Kumpel, denn witzig ist die kluge Kult-Kopie auch.