USA 2011 (Abduction) Regie: John Singleton mit Taylor Lautner, Lily Collins, Alfred Molina, Jason Isaacs, Maria Bello, Sigourney Weaver, Michael Nyqvist 106 Min. FSK ab 12
Ausziehen, ausziehen! John Singleton neuer Film - nach einer langen Pause - scheint vor allem niedere, sexistische Gelüste junger Frauen zu befriedigen. Taylor Lautner lautet das knackige Stichwort, das auch auf dem Plakat ganz groß rauskommt. Der Werwolf aus „Twilight" bekommt hier endlich mal eine Frau und seine erstenHauptrolle - die er keineswegs so ausfüllt, wie seine aufgeblasenen Muskeln die T-Shirts, die sowieso nur zum Ausziehen da sind.
Den Rest hätte man sich aus der Klischeekiste selbst zusammenbasteln können: Muster-Schüler mit aggressiven Träumen und Tendenzen findet zufällig ein Foto von auf einer Website verschwundener Kinder. Da er aussieht wie der Sohn des Hulk, ist Verwechslung ausgeschlossen. Kurz geht Nathan (Lautner) nun der Frage nach, wer diese Menschen bei ihm zu Hause sind, dann ist die geständige Nicht-Mutter schon von Herren im Anzug umgebracht und das Zuhause in die Luft geflogen. Ab jetzt rennt Nathan auf der Suche nach seiner wahren (Bourne) Identität rund um Pittsburgh herum. Ein böser Russe und die unfähige CIA sind ihm auf den Fersen. Für ein paar jugendfreie Jugendfreundin-Knutschszenen ist eine Schauspielerin im Schlepptau, die noch weniger kann als Lautner - das ist cleveres Casting!
Die ganz normale Geschichte eines normalen Jugendlichen mit Koma-Saufen, italienischem Moped und T-Shirt des lokalen Sportvereins. Oder ein ganz normaler Twilight-Darsteller, bei dem man die Gesichtsausdrücke genau wie die Highschool-Szenen ohne Veränderung wiederverwerten konnte. Alles ist hier klar und vorhersehbar, selbst dass der CIA-Abteilungsleiter Alfred Molina der nette Verräter wird. Lautner soll als Körper-Star positioniert werden, der Film ist auf ihn - seinen „Body" - zugeschnitten, in regelmäßigen Abständen darf er sein T-Shirt ausziehen. Diese unfreiwillige Komik ist ansonsten ziemlich einsam in der Action eines orientierungslosen Teenagers. Leider - und das ist die wirkliche Enttäuschung - liefert Routinier John Singleton („Boyz in the Hood", „2 Fast 2 Furious", „Four Brothers") nur sehr mäßige Action ab. Der Rest ist erwartet mäßig: Lautner kann nicht richtig schauspielern, die Trauer über seine Eltern ist noch so ein unfreiwilliger Witz, eigentlich hätte er noch das Shirt ausziehen können, um falsche Tränen zu trocknen. Lily Collins als ganz billiger Bella Swan-Ersatz läuft nur so mit - wortwörtlich. Das mit der Chemie zwischen den beiden klappt auch gar nicht, dabei ist es eine komplizierte Chemie von Jugendfreunden, die vor vier Jahren schon mal zusammen ausgegangen sind, sich entfernt haben und jetzt soll da was entflammen. Es köchelt nicht mal. Zum Schluss verpasst „Abduction" noch ein halbwegs rechtzeitiges Ende, hängt einen lahmen Scherz sowie einen Kuss an und bleibt mit der dreisten Behauptung, alles sei gut, nur schlecht in Erinnerung. Die Jugendfreigabe ab 12 ist übrigens sehr optimistisch, hier sollte man eher der Film-Dienst-Empfehlung ab 14 folgen.