USA 2010 (The Rite) Regie: Mikael Håfström mit Anthony Hopkins, Colin O'Donoghue, Rutger Hauer 114 Min.
Ein junger Mann, der eigentlich nicht Priester werden will, erfährt, dass er Hundertausende an Studienkosten zurückzahlen muss, falls er fahnenflüchtig wird. Michael Kovak (Colin O'Donoghue) könne aber auch in Rom an einem ganz speziellen Priester-Seminar teilnehmen, schlägt sein spiritueller Doktorvater vor. Dort sieht Michael ein Best off aller möglichen Exorzisten-Filme und wird gründlich an das Thema rangeführt, das ihm sehr suspekt ist. Ein Praktikum bei Pater Lucas (Anthony Hopkins), der mit allen Weihwassern gewaschen scheint, präsentiert ihm ein schwangeres italienisches Mädchen, das vom Vater vergewaltigt wurde, als erste und dann chronische Patientin. Das Power-Beten mit Kreuz-Schwingen stellt eine Prüfung für den ungläubigen Michael dar, denn: Wenn er nicht an Gott glaubt, wieso dann an den Teufel? Allerdings ist so ein moderner Mensch auch eine Herausforderung für Beelzebub und dieser bemüht sich redlich mit dem üblichen Kopfverdrehen, Adern-Anschwellen und Fingernägel-Kratzen überzeugend zu wirken.
Auch das übliche Exorzisten-„Ritual" bemüht sich relativ geschickt, selbst die am Kult des Horrors Ungläubigen zu packen. Da hilft die Vorlage zum Film, Matt Baglios „Die Schule der Exorzisten: Eine Reportage" ist der Bericht eines Priesters, der die Exorzisten-Abteilung des Vatikans durchlebt hat, ebenso wie die skeptische Grundhaltung des Protagonisten. Die nachvollziehbare Frage, ob es sich nicht einfach um Schizophrenie handelt, nimmt auch einige verständliche Einwände vorweg. Und verweist auf den einzig im Wortsinne „vernünftigen" Exorzisten-Film: Hans-Christian Schmids „Requiem" mit Sandra Hüller als Getriebene und Verfolgte. Doch der beste Trick des Films ist Anthony Hopkins. Dieser großartige Schauspieler könnte einem auch glauben machen, dass die Erde eine Scheibe oder unsere Atomkraftwerke sicher sind. Dabei kann sich seine Figur erlauben, mitten im Exorzismus ein Telefongespräch anzunehmen! Stand nicht in der Gebrauchsanleitung „nicht am Steuer oder bei Teufelsaustreibung benutzen"? Derweil behauptet die Musik dauernd Spannung, die in Bild und Handlung noch lange nicht auftauchen. Es gibt spannendere, mit mehr Schrecken beseelte, aber auch viele simplere Exemplare dieser teuflischen Filmgattung. Trotzdem bleibt auch dieser Fall unwesentlich wie eine Geisterbahnfahrt.