8.3.11

Der Plan

USA 2011 (The Adjustment Bureau) Regie: George Nolfi mit Matt Damon, Emily Blunt, Anthony Mackie, Terence Stamp 109 Min. FSK ab 12

Sie haben die Wahl: „Der Plan" lässt sich als allmähliche Entdeckung lesen. Mit der Überraschung, dass sich in der Hollywood-Verpackung ein sehr raffinierter Ideen-Komplex mit Abzweigungen ins Esoterische, ins Philosophische und Weltanschauliche verbirgt. Man kann es auch kurz fassen: Nach einem Buch von Philip K. Dick! Der fleißige Science Fiction-Autor (1928 - 1982) unterfütterte schon „Blade Runner", „Minority Report" aber auch „Total Recall" und „Paycheck". Diesmal gelang den Drehbuchautor und Regie-Debütanten George Nolfi die leichte Erzählung eines grundlegenden philosophischen Dilemmas.

Die Bevölkerung des Staates New York hat die Wahl und entscheidet sich gegen die große Hoffnung, den jungen Politiker David Norris (Matt Damon), weil dieser bei einer Party nicht nur sinnbildlich die Hosen runter ließ. Kurz bevor David mit einer Rede seine Niederlage eingesteht, trifft er im Herrenklo des Walldorf die Britin Elise (Emily Blunt ). Sie ist Liebe auf den ersten Blick und zudem Inspiration für eine Rede, die noch lange Wellen schlagen wird. Der Zufall will es, dass sich David und Elise am nächsten Tag im Bus widersehen. Auch dieses humorige Treffen lässt die Herzen höher fliegen, ein Smartphone landet im Kaffee-Becher und ihre Nummer auf seiner Karte. Doch das Schicksal ist gegen ein weiteres Treffen - das Schicksal in Form von Männern mit Anzug und Hut. Sie entführen den bass erstaunten Mann aus Raum und Zeit, um ihm zu erklären, wie die Welt funktioniert.

Immer wieder sucht die Menschheit Bilder für das Schicksal und immer gibt es Individuen, die sich gegen Fatalismus auflehnen. Die ganzen Götter- und Helden-Geschichten der Griechen erzählen davon. In der nordischen Mythologie wirken die Nornen am Lebensfaden. Der polnische Regisseur und Zyniker Krzysztof Kieślowski (1941 - 1996) beantwortete den Einwand „Der Zufall möglicherweise" extrem zynisch mit der Erkenntnis, dass am Ende alles gleich bleibt. George Nolfi lässt nun, nach der  Buchvorlage von Philip K. Dick, ein paar graue Männer, menschlichere Varianten des Mr. Smith aus „Matrix", das Schicksal kontrollieren. Sie werden auch Engel genannt und dienen - recht bürokratisch und mit wenig Mitgefühl - einem höheren Wesen, hier Vorsitzender genannt.

Das Schicksal hat Größeres vor mit David Norris. Der Plan besagt, dass er nicht nur die nächste Wahl zum Senator gewinnt sondern auch noch vier weitere. Eine Liebe zu Elise passt da nicht rein, scheinbar schaffen Menschen nur Großes, wenn sie eine große Leere in ihrem Herzen ausfüllen müssen. Und wie steht es da mit der freien Entscheidung der Menschen, fragt sich nicht nur David. Die bittere Antwort von Thompson (Terence Stamp), dem eindrucksvollsten der grauen Herren: Es sei immer schief gegangen, wenn man den Menschen Freiheit gelassen hätte. Zuletzt 1910-1963 mit dem Ergebnis von zwei Weltkriegen, der großen Depression und der Kuba-Krise. Man musste eingreifen, bevor die Menschheit alles zerstört hätte.

David Norris, ein Mensch mit Einsicht in das geheime Uhrwerk des Schicksals, entsagt seiner Liebe, um die Tanz-Karriere von Elise nicht zu beenden. Doch nur für ein paar Monate, dann sind die Gefühle stärker und ein einzelner versucht, den Lauf der Dinge zu verändern - mit den Mitteln der grauen Männer. Endlich kann Matt Damon dabei wieder rennen und flüchten. Durch Türen, die weit entfernte Orte New Yorks direkt miteinander verbinden. In dem SciFi-Universum aus „Matrix" und „Inception" erhält die Spannung ebenso viel Raum wie Gefühl und Nachdenken. Eine klassische Geschichte im modernen Look, die das Leben nicht verändern wird, aber bei der man wahlweise auch mal nachdenken kann.