15.11.10

The Kids Are All Right


USA, Frankreich 2009 (The Kids Are All Right) Regie: Lisa Cholodenko mit Julianne Moore, Annette Bening, Mark Ruffalo 104 Min.

Patchwork-Familien in den verschiedensten Formen sorgen immer noch für viele Fragen. Verlieren die Kinder oder gewinnen sie eine weitere Bezugsperson hinzu? Bei einigen Familien sind die Antworten ganz klar. Nic und Jules wissen - die Kinder brauchen keinen Vater. Eigentlich führen die beiden mit ihren Kindern Laser und Joni ein ganz klassisches Familienleben. Nic ist der Boss, Jules schmeißt den Haushalt. Mit dem kleinen Unterschied, dass beide Lesben sind, die sich ihre jeweiligen Kinder von einem unwichtigen Samenspender machen ließen! Das geregelte Leben der beiden Super-Moms gerät allerdings durcheinander, als Joni volljährig wird und ihren Erzeuger kennenlernen will...

Die Moms sind nicht begeistert, doch es kommt zu einem Treffen mit Paul (Mark Ruffalo), dem Chef eines edlen Öko-Restaurants, ein erdiger und klarer Typ. Die Begegnung verläuft erst nicht besonders glatt, die verkrampfte Suche nach Gemeinsamkeiten ist für die Zuschauer aber längst ein weiterer Spaß, denn die Verwandtschaft in kleinen Gesten ist nicht zu übersehen. Überhaupt gibt Lisa Cholodenko dem schweren Problematisieren in ihrer Familien-Komödie „The Kids are alright“ keine Chance. Schon die Schilderung der ungewöhnlichen Familie mit ganz gewöhnlichen Problemen ist ein herrliches - oder: weibliches - Vergnügen. Von den ärgerlichen Haaren im Siffon bis zur ungewöhnlichen Filmlektüre des Ehepaares im Bett stellt sich Normalität, genial gespielt von Julianne Moore (Jules) und Annette Bening (Nic), einmal anders dar. Die nette Ergänzung der Familie durch Paul wird richtig problematisch, als die unausgelastete Jules ihm den Garten neu gestaltet und sich im Gegenzug heftig angraben lässt. Nicht nur Jules’ mexikanischen Hilfsarbeiter Luis amüsiert sich mit den Allergien und Affären der anderen aufs Köstlichste.

Dass der Samenspender einen besonders fertilen Garten eigen nennt, gehört dabei zum exzellenten Dialogwitz, der sich nicht nur in schönen Zweideutigkeiten ergießt, sondern auch die Psychologie dieses Quintetts genau beschreibt. „The Kids Are All Right“ ist alles anderes als ein Problemfilm, ist ein sehr sonniger Film. Mit geilen Fahrten auf Motorrad, die von der rationellen, kontrollierenden Nic in der Vaterrolle selbstverständlich verboten sind. Sie gerät gemäß den Regeln des Rollenspiels selbstverständlich auch mit Paul aneinander, obwohl der im Moment größter Nähe Joni Mitchells „Blue“ mitsingt, nach denen die Tochter aller benannt wurde. Der Konflikt zweier Alpha-Tiere ist aber immer auch ein Konflikt der entgegengesetzten Lebensweisen. Und der Eindringling, der nach seinem ausschweifenden Junggesellen-Leben auch eine Familie will, verliert schließlich nicht nur die Kontrolle über die Kinder, sondern auch seine Freundin. Am Ende dieser herrlich komplizierten Komödie steht ein Toast auf die unkonventionelle Familie, die was auch immer passiert, offen und ehrlich miteinander umgeht.