15.11.10
Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 1 2D
Großbritannien/USA, 2010 (Harry Potter and the deathly hallows – Part I) Regie: David Yates mit Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, Helena Bonham Carter 148 Min. FSK ab 12
HP7/1 ist zu sehen! Was klingt wie eine neue Software für Drucker, ist das unfertige Halb-Ende der sehr erfolgreichen Harry Potter-Verfilmungen. Gleich zu Beginn schleudert uns der düstere siebte HP-Film heftige Action-Momente und große Schrecken entgegen, die HP7/1 für Kinder ab 6 nicht unbedingt empfehlenswert machen.
Es beginnt düsterer als je zuvor: Die Zauberlehrlinge werden wie zu Anfang jedes Films zuhause abgeholt, doch für die mittlerweile zu Teenager erwachsenen Harry Potter (Daniel Radcliffe) und Hermione Granger (Emma Watson) ist es ein endgültiger Abschied. Hermione löscht sich per Zauberstab aus dem Gedächtnis ihrer geliebten Eltern, selbst Harrys garstige Gastfamilie zerdrückt beim Auszug ein Tränchen. Dann geht es mit den Gehilfen und Getreuen von Hogwarts in die erste Schlacht, ein Gewitter aus Blitzen und rasanten Flugszenen.
Danach hangelt sich die Handlung gemäß der Romane von Joanne K. Rowling an der Suche nach den Horkruxen entlang, die Potters dämonischen Gegner Voldemort leben lassen. Zwischendurch hageln immer wieder die Attacken der Todesser wie Bombenangriffe auf die drei Freunde Harry, Hermione und Ron Weasley (Rupert Grint) herein, immer wieder wähnt man sich im Mafia-Film, wenn Wände von Kugeln durchsiebt werden. Kugeln? Auch hier bleibt die diesmal recht kurz kommende Zauberkraft rätselhaft. Manchmal kann sie alles retten und dann die einfachsten Fährnisse nicht verhindern. So bleiben einige Weggefährten zurück und hinterlassen rührende Momente.
Viele Außenszenen in eindrucksvollen und offenen Landschaften wirken befreiend - nicht nur für den bis dahin schematischen Ablauf des Potter-Schuljahres in den vorherigen Filmen und Romanen. Man kann es fühlen, wie junge Menschen trotz der konstanten Bedrohung ihre neuen Freiräume genießen. Das führt zu vielen ruhigen Momente im Wald und auf der Heide. Die Freunde nähren Zweifel, lassen noch einmal etwas Eifersucht hochköcheln, reden viel und schauen bedenklich drein. Je öfter Daniel Radcliffe dies in Nahaufnahme machen muss, desto deutlicher erkennt man vor allem bei ihm die fehlende Schauspielkunst. Die Kinderstars der ersten Harry Potter-Filme sind in zehn Jahren gewachsen, ihr darstellerisches Vermögen kam nicht immer mit. Besonders in der Szene, die Harry, Hermione und Ron unter der Tarnung fremder Körper ins Zaubereiministerium führt, ergibt sich durch die anderen Darsteller plötzlich ein mit wesentlich mehr Ausdruck aufgeladener, umgehend spannenderer Film. (Interessant dabei auch noch der Wandel des Zaubereiministeriums in eine faschistische Einrichtung, die in Anlehnung der deutschen Judenverfolgung gewaltsam Halbblute von „reinen“ Zauberern trennt.) Radcliffe ist nicht mit der Rolle gewachsen. Jetzt wo sich der Film noch mehr auf ihn konzentriert, fällt auf, wie wenig Format er seiner Figur gibt.
Nicht der übereilte Entschluss, HP 7/1 doch nicht in 3D zu zeigen, bestimmt ästhetisch den Film. Es sind holperige Momente, schlecht geschnittene Szenen sowie unrhythmische Entwicklungen, die den Eindruck des Unfertigen hervorrufen. Der Mix aus heftiger Action (die auch einem Bond gut stände), schaurigen und erschreckenden Horror-Elementen sowie dem Raum für die persönliche Entwicklung erweist sich als unausgewogen. Auch wenn sich Leser über solche ausführliche Stimmungsmomente freuen, die eigentlich nicht nötig sind, um die Handlung voranzutreiben - die Entscheidung, den letzten Teil der Harry Potter-Bücher in zwei Teilen zu verfilmen, ist ganz klar Geldmacherei. So findet der halbe Film kein richtiges Ende. Auch wenn der Hinweis bei Potter-Fans sinnlos sein mag: Man sollte wirklich warten, bis beide Teile 7 dann sicher auch hintereinander gezeigt werden.