30.11.10

Ich sehe den Mann deiner Träume


USA, Spanien 2010 (You will meet a tall dark stranger) Regie: Woody Allen mit Naomi Watts, Anthony Hopkins, Antonio Banderas, Josh Brolin, Gemma Jones 98 Min. FSK o.A.

Wenn es im Kino keine pubertären Probleme mehr gibt, was bei einem seit Mittwoch 75-jährigen Woody Allen unwahrscheinlich ist, dann verhalten sich plötzlich gesetzte Senioren wie Teenager: Alfie (Anthony Hopkins) ist total auf dem Sport-Trip, verlässt seine Ehefrau nach Jahrzehnten und schmeißt das Geld raus für ein dummes Blondchen, das jeder ziemlich schnell als Prostituierte erkennt. Die verlassene Helena (Gemma Jones) hat erst einen Nervenzusammenbruch und danach Seance bei einer Wahrsagerin. Mit zunehmender Hoffnung geht dabei allerdings mächtig die Bodenhaftung verloren. Mit esoterischen Weisheiten, die ihren Schwiegersohn Roy (Josh Brolin) in den Wahnsinn treiben. Der will Schriftsteller sein und liegt seiner Frau Sally (Naomi Watts) auf der Tasche, während er endlos der Frau in Rot vom Fenster gegenüber hinterher starrt. Doch auch die gestresste Sally selbst sehnt sich nach Abwechslung und macht sich Hoffnungen auf ihren Chef, den spanischen Galeristen (Antonio Banderas).

Im Wahn, auf der anderen Seite der Straße jemanden Besseren zu finden, machen sich alle lächerlich. Vom joggenden Opa bis zur klaren Geschäftsfrau, die Kleinmädchen-Träumen hinterher rennt. Mit diesem Reigen der kleinen, gemeinen, böse bloßgestellten Beziehungs-Wünsche sorgt Woody Allen für sichere Lacher. Vorhersehbar wie die menschlichen Schwächen, allerdings mit ein paar Ecken und Kanten. Dass nur die verrückteste Witzfigur dieses wie üblich prominenten Ensembles am Ende ihr Glück findet, ist die gelungenste Pointe in dem eher durchschnittlichen Woody Allen.