10.11.10

Die Welt ist groß und Rettung lauert überall


Bulgarien, BRD, Slowenien 2008 (Svetat E Golyam I Spasenie Debne Otvsyakade / The World Is Big and Salvation Lurks Around the Corner) Regie: Stefan Komandarew mit Miki Manojlovic, Carlo Ljubek, Hristo Mutafchiev, Ana Papadopulu 111 Min. FSK ab 6

Das Leben als großer Wurf, als Backgammon-Wurf, in dem alles möglich ist und alles passieren kann. Dieser Glücksfall osteuropäischen Erzählens gekreuzt mit deutschen Produktionsgeldern rollt in seiner Wohl- und Besser-Fühl-Geschichte ein Familiendrama samt einem eng damit verbundenen historischen auf. Oder besser gesagt: Er rollt es ab! Denn der Weg, den ein Opa mit seinem erwachsenen Enkel von Erfurt nach Bulgarien auf einem Tandem zurücklegt, ist der umgekehrte Weg, den der Junge einst mit seinen Eltern auf der Flucht in den Westen nahm.

Bai Dan (Miki Manojlovic) ist nicht nur König im Backgammon-Spiel, sondern gewann auch als Radrennfahrer 1954 die Bulgarien-Tour. So macht er sich, als er vom Unfall in Deutschland hört, auf den Weg zum Enkel Alex (Carlo Ljubek), der beide Eltern und sein Gedächtnis verloren hat, rüttelt den lethargischen jungen Mann auf und bringt ihn nach einer Weile dazu, mit auf dem Tandem nach Bulgarien zu fahren. Dieses spaßige und sympathische Road-Movie ist gleich mit zwei tieferen Bedeutungen gesegnet. Selbstverständlich bringt der gemeinsame Weg durch Wind und Wetter, über Alpen-Pässe und an die Adria-Küste für Alex eine Menge Er-Fahrungen mit sich. Er könnte aber auch „Zen. Oder die Kunst Backgammon zu spielen“ heißen. „Es gibt keine schlechten Würfe, nur schlechte Spieler!“ oder „Es gibt immer einen nächsten Wurf!“ lauten die fußball-ähnlichen Weisheiten dieses jedoch nur scheinbar simplen Spiels. Die sechs Schritte der Genesung folgen streng den Feldern des Spielbretts. König des Schauspiels bleibt dabei Miki Manojlovic, der markante Hauptdarsteller aus „Underground“ und der Boss von „Irina Palm“. Regisseur und Ko-Autor Stefan Komandarew lässt seine Geschichte mit sehr eleganten Übergängen fließen (Schnitt: Nina Altaparmakova), den rötlich warmen Farben Bulgariens steht das bläulich kalte Deutschland gegenüber. Oft geht der Blick in den Himmel, wo Wolken die Nachrichten gewaltsam entfernter Lieben übermitteln, und von dort oben blickt die Kamera gnädig zurück auf ihre Figuren, die mit einfachem Optimismus ihr Glück direkt um die Ecke finden werden.