9.11.10

Einfach zu haben


USA 2010 (EASY A) Regie: Will Gluck mit Emma Stone, Penn Badgley, Amanda Bynes, Thomas Haden Church, Lisa Kudrow, Malcolm McDowell, Stanley Tucci 92 Min.
 
Endlich mal eine amerikanische Teenie-Komödie, die Spaß macht und dabei die Intelligenz Pubertierender nicht beleidigt: Was Olive an Ausgrenzung mitmacht, als sie mal probiert, wie es wäre, sich sexuell auszuprobieren, spannt den Bogen von Nathaniel Hawthornes „Der scharlachrote Buchstabe“ bis zu Facebook. „Einfach zu haben“ zeigt Emma Stone („Zombieland“, „Superbad“) als klasse Komödiantin und bietet vor allem Mädchen eigenständige Rollenvorbilder abseits vom Schlampen-Klischee und religiösen Eiferern.

„Endlich sind wir beide Superschlampen!“ Rhia feiert die Geschichte vom wilden Wochenende ihrer Freundin Olive (Emma Stone) so enthusiastisch, dass diese gar nicht mehr anders kann, als ihr „entkorkt werden“ mit romantischen Kerzen auszuschmücken. Dabei ist überhaupt nichts passiert, alles erfunden. Doch dank technischer Beschleunigungsverstärker wie Handy und Internet verbreitet sich das Gerücht - per Zeitraffer raffiniert umgesetzt - bald durch die ganze Schule. Olivia hat den Ruf einer Schlampe weg und kann sich plötzlich hervorragend in die ausgegrenzte und mit dem A für Adultery (Ehebruch) markierte Hester Prynne (NICHT Demi Moore) aus dem Roman „Der scharlachrote Buchstabe“ hineinversetzen. Aber das flotte Mädel packt die Gelegenheit beim Schopfe, heftet sich das rote A an besonders knappe Korsagen und testet diese Rolle mal aus. Zudem bittet sie ihr schwuler Freund Brandon, sie solle ihn mit einer - ebenfalls nur inszenierten - flotten Nummer zum vermeintlichen Hetero umpolen und vor Prügel wie Hänseleien retten. Ist der Ruf dann erst ruiniert, kann Olive ja auch gegen Gutscheine vom Baumarkt oder andere Gegenleistungen weiteren Außenseitern wenigstens behauptet die erste sexuelle Erfahrung verschaffen.

Gibt es virtuelle Prostitution? Doch bevor Olive jetzt zur Heiligen Hure im Stile Lars von Triers wird, halten die Macher von „Einfach zu haben“ ihre Teenie-Komödie vor allen mit unverkrampften und hellwachen Eltern (Patricia Clarkson, Stanley Tucci) sowie einer ebenso klug wie selbständig denkenden Hauptfigur im jugendfreien Bereich. Dabei ist der in jeder Hinsicht sorgfältig angelegte Film durchaus mutig und frech: Ob da die Freundin Rhia „Ballontitten“ hat oder Brandon „schwul wie ein Rudel Friseure“ ist - Jugendlichen wird mal nicht das Leben vorenthalten, während man sie mit vermeintlich provokanten Ekelszenen zugekippt. (Auffällig ist jedoch, dass die freche und freie Sprache nicht im Bild fortgesetzt wird. So hängt es tatsächlich an der Synchronisation, ob Olive rotzig bleibt oder ob sie in das verharmlosende Einerlei üblicher Jugendfilme von Disney & Co einstimmt.) Dass da ein Teenager verantwortungsvoll mit seinem eigenen Image (altmodisch: Ruf) umgeht, ist in Facebook-Welten ebenso zeitgemäß, wie die Frage nach dem ersten Mal zeitlos ist. Gleichzeitig erfüllt Olive sich (und vielen Zuschauern) den Wunsch, dass das Leben nur einmal so laufen möge, wie ein 80er Jahre-Film von John Hughes - samt Musical-Nummer ohne ersichtlichen Grund. Olive ist zwar nicht Ferris Bueller, aber schon mal viel besser als der Rest.