30.11.10

Home for Christmas


Norwegen, Schweden, BRD 2010 (Hjem Til Jul) Regie: Bent Hamer mit Fridjov Såheim, Cecile Mosli, Trond Fausa Aurvåg 79 Min.

Nach seinen ganz wunderbar eigenartigen Erfolgsfilmen „Kitchen Stories“ und „O Horten“ darf man auf den neuen Bent Hamer sehr gespannt sein. Trotz des Titels „Home for Christmas“ hat dieser weder mit dem üblichen Weihnachtskitsch zu tun, noch mit der heftigen Gegenreaktion darauf, den ruppigen Anti-Weihnachts-Komödien wie „Bad Santa“ oder „Scrooged“. Das zeigt schon die erste Szene: In einem verlassenen Stahlwerk irgendwo in Jugoslawien sucht ein Junge nach einem Weihnachtsbaum. Dabei befindet er sich schon im Visier eines Snipers. Kann die Mutter ihr Kind retten? Dann springt der Film ins winterliche Norwegen.

„Home for Christmas“ steht auf der Pappe eines Bettlers - er sammelt Geld, um zu seinen Eltern zu kommen. Der hypernervöse Paul hingegen bettelt um Chloroform, damit er seiner Ex und den Kindern einen Überraschungsbesuch abstatten kann. Verkleidet als Weihnachtsmann wird er zuerst seinen Nachfolger ko schlagen und dann unerkannt ins traute Heim schleichen. Vorher tauschte er die Geschenke für die Kinder durch seine aus. Ein Arzt wird entführt um bei einem Flüchtlingspaar im Wald ein Kind zur Welt zu bringen. Heutzutage beherbergt Norwegen Albaner und Serben, deren Ethnien überschreitende Liebe von ihren Familien nicht toleriert wird. Für den im Wohlstand und seiner Ehe satt gewordenen Helfer wird die fast biblische Szene eine Wende im Leben bedeuten.

Eine Geliebte erwartet eine Wende von ihrem Liebhaber am Heiligabend. Der will ausgerechnet zum Familienfest aus der Ehe ausziehen -  wie stilvoll! Doch kaum angekommen, kehrt er wieder um. Es kommt zum Showdown der Frauen während der Christmette. Nicht dabei ist Paul, der bekommt die Tür zur Kirche nicht auf. Liegt es vielleicht daran, dass er seinen Konkurrenten betäubt, mit Alkohol überschüttet und anstelle des Jesuskindes in die Krippe des Örtchens gelegt hat?

Sechs Erzählungen webt Bent Hamer zu einem ganz besonderen Wohlgefühl zusammen. Das übliche Weihnachtsgefühl kann man dabei knicken wie den Stern, der partout nicht gerade auf dem Baum bleiben will. Aber ein anderer Stern weist der Flüchtlingsfamilie den Weg und auch dieses kleine, sehr schöne Wunder gönnt sich Hamer, bevor er wieder zum Sniper nach Jugoslawien zurückkehrt. Der Norweger bringt ein gute Menge Skurrilität in die Geschichten, etwa wenn Paul unsicher mit der Schaufel Maß nimmt, um den Nachfolger niederzustrecken. Sentiment ist mehr als in seinen anderen Geschichten vorhanden, die eher von einer unbestimmten Wehmut durchzogen waren. Doch kitschig oder vorhersehbar entwickeln sich die kleinen Dramen nie.