Frankreich, BRD 2009 (Le père de mes enfants) Regie: Mia Hansen-Løve mit Louis-Do de Lencquesaing (Grégoire), Chiara Caselli, Alice de Lencquesaing, Alice Gautier, Manelle Driss 112 Min.
Der französische Filmproduzent Grégoire (Louis-Do de Lencquesaing) ist ein gestresster aber sympathischer Typ, der sich auf zwei Handys einfach um zuviel kümmert. Empfindsam, liebesbedürftig, ein guter Vater und ein Ehemann, dem die Gattin Sylvia (Chiara Caselli) noch gerne „Ti amo" sagt. Der Kettenraucher und notorische Nicht-Anschnaller ist für die Familie da, für die Firma und seine Filme. Einen betrogenen Nebendarsteller tröstet er, nimmt ihn in den Arm. Es ist stressig, aber es scheint gut zu gehen mit dieser kleinen Familie, die trotz der Proteste der Teenager-Tochter immer noch gemeinsam die Wochenenden am Rande von Paris auf dem Land verbringt. Doch nach dem Wochenende kommt eine neue Hiobsbotschaft zum hohen Schuldenberg hinzu. Die aktuellen Produktionen stocken, überall fehlt es an Mitteln. Von seiner Leidenschaft für die Filme getrieben, will Grégoire trotzdem auf keinen Fall seinen Film-Katalog, sein Lebenswerk verkaufen. Irgendwann verlässt Grégoire sein Büro, geht ein paar Straßen und erschießt sich.
Zurück bleibt Sylvia mit ihren drei Töchtern und vielen Fragen: Hat er nur sich gedacht? War der Selbstmord egoistisch? Völlig unkonventionell, einfach und selbstverständlich trägt das kulturell durchdrungene Leben diese Familie auch in Zeiten der Trauer. Freunde kümmern sich um die Kinder, Sylvia versucht die Dreharbeiten und das filmische Erbe zu retten. Die älteste Tochter Clémence (Alice de Lencquesaing) begibt sich auf die Suche nach einem bislang verschwiegenen Stiefbruder. Dabei ergeben sich wunderbare kleine Momente wie Clémences Morgen nach der Nacht mit dem jungen Drehbuchautor, den auch der Vater schon sehr mochte: Ganz erwachsen bestellt sie sich einen Kaffee, aber kommt mit den Varianten dieses erwachsenen Getränks nicht zurecht. Deshalb wird es doch wieder ein kindlicher Kakao.
Trotz der vielen Bezüge, die man bei der französischen Autorin und Regisseurin Mia Hansen-Løve, der Lebensgefährtin von Olivier Assayas zur aktuellen französischen Filmszene sehen kann, ist „Der Vater meiner Kinder" kein „Schlüsselroman" für Cinemaniacs. Dass die Figur von Grégoire an den Lars von Trier-Produzenten Hubert Balsan erinnert, der sich 2005 erhängte, ist bekannt. Unabhängig von all dem betört der sehr sehenswerte Film mit einem großen Gefühl für Schönheit in diesem Leben, selbst in der Trauer. Mia Hansen-Løve lässt mit äußerst gelungenen Kompositionen aus Musik, Bildern und sehr natürlich wirkendem Spiel sehr viel miterleben.