9.5.10

Der fantastische Mr. Fox


USA 2009 (Fantastic Mr. Fox) Regie: Wes Anderson 87 Min. FSK: ab 6

Eigentlich hatte sich der Räuber zur Ruhe gesetzt, als er mit seiner „foxy Lady“ eine Familie gründete. Doch nach ein paar Jahren juckt es den alten Fuchs und mit einem Kumpel will er ein letztes Ding drehen. Klar, dass es nicht bei dem einen Raubzug bleibt. Das lassen sich die Opfer jedoch nicht lange gefallen, ihr Gegenschlag zielt hinterhältig auf die Familie des Diebes. Der sammelt für die Rache eine große Gang um sich und zum Finale ist auf der Dorfstraße kein Mensch mehr zu sehen. Ein klassischer Showdown steht bevor...

Nicht Sergio Leone, nicht Martin Scorsese haben diesen Gangster-Film mit Western-Elementen inszeniert. Es war Wes Anderson und „Der fantastische Mr. Fox“ nach dem gleichnamigen Roman vom Kinderbuchautor Roald Dahl ist eine scheinbar altmodische Stop-Motion-Animation, ein weiser witziger „Puppen-Film“. Dabei sprengt das wunderbare, komische und im besten Sinne manchmal auch seltsame Werk die Grenzen der Genres: Den charmanten Abenteurer Mr. Fox kann selbst der Umzug in einen großen, überirdischen Fuchsbau nicht beruhigen. Mit dem einfältigen Opossum als Assistenten beraubt er die drei größten und gefährlichsten Landwirte der Gegend. Deren Antwort fällt entsprechend aus: Mit extremen Aufwand wird der Fuchsbau erst ausgegraben, dann in die Luft gejagt, ausgehungert und mit Cidre ausgespült. Der finale Kampf mit einer psychotischen Ratte (Willem Dafoe) hat die Coolness von Tarantinos „Kill Bill“, das Duell mit den drei Bauern den Western-Stil eines echten High-Noons. „Der fantastische Mr. Fox“ ist eine Gangster-Geschichte, ist „Ocean’s Eleven“ im Tierfell. Da verwundert die kongeniale „Besetzung“ der Fuchs-Stimme (im Original) mit George Clooney nicht. Der alte Charmeur ergänzt Andersons Stamm-Spieler wie Jason Schwartzman (Fox-Sohn Ash) und Bill Murray (Dachs-Anwalt Badger). Denn es ist fantastisch, wie „Mr. Fox“ eine herrliche, komische sowie liebenswerte Roald Dahl-Verfilmung und ebenso eindeutig ein Wes Anderson-Film ist: Weiche Farben, stoische Gesichtsausdrücke, die coolen Songs, der trockene Humor, alles genau wie in den Real-Filmen „The Royal Tenenbaums“, „Die Tiefseetaucher“ und „Darjeeling Limited“. Selbstverständlich sind auch Fuchsens eine Familie, in der es holpert und kracht. Nicht nur weil Fuchs-Sohn Ash sich nicht genug beachtet und geliebt fühlt.

Man fragt sich angesichts des unübersehbaren Anderson-Stils mit dem aufgeschnittenen Fuchsbau anstelle des Tiefseetaucher-Unterseebootes, ob so nicht alle seine Filme Stop-Motion hätten sein sollen. Echte Schauspieler sind scheinbar nur ein Hindernis auf dem Weg zu großer Kunst - sie sind schwierig zu formen, viel schwieriger als diese äußerst sympathischen Puppen. Eine Menge Ausdruck und Seele haben Mr. Fox, seine Familie und Freunde trotzdem. Diese animierten Tiere müssen nicht, so wie es Robert Ebert treffend bemerkte, in albernen Matrosen-Anzügen und ohne Hosen rumlaufen. Mr. Fox tritt gepflegt in Cord-Jacke auf, spricht Englisch, Latein und Französisch. Nur wenn es ums Essen geht, kommt das Tier im Zeitungs-Kolumnisten raus, bricht er in wildes Fauchen aus. Der Hühnerdieb fragt sich existenzialistisch: Wer bin ich und wie kann ich als Fuchs ohne Huhn im Maul glücklich werden? Eine Anderson-Antwort liefert Frau Fuchs: Wir sind alle irgendwie „anders“ und das ist fantastisch!