3.5.10
Das Leuchten der Stille
USA 2010 (Dear John) Regie: Lasse Hallström mit Channing Tatum, Amanda Seyfried, Richard Jenkins 105 Min.
Die wöchentliche Portion Melodrama von Nick Sparks kommt nach dem Teenie-Kitsch „Mit dir an meiner Seite“ diesmal von Lasse Hallström und eignet sich auch für die deutsche Kriegsnation hervorragend zur Wehrertüchtigung der Heimatfront: John (Channing Tatum), das knackige Muster eines tapferen, stillen Soldaten-Schwiegersohns trifft im amerikanischen Fronturlaub die blonde Savannah (Amanda Seyfried). Die beiden verlieben sich, ohne dass es auf der Leinwand besonders funkt. Die ersten 20 Minuten übersteht man vor lauter weichem Licht und weich gezeichneten Gutmenschen kaum. Der ernsthafte Soldat John und die liebe Helferin Savannah ergeben ein Traumpaar, das man auch im richtigen Leben lieber alleine langweilig sein ließe. Außer gutem Aussehen tragen die beiden Hauptdarsteller unter dieser Regie nichts bei. Am wenigsten romantische Gefühle. (Amanda Seyfried ist kaum mehr als die Verführerin „Chloe“ zuerkennen.)
Die zweite Phase der Langeweile in diesem echt langen Film macht der Briefwechsel zwischen John im Front-Einsatz und Savannah im Einsatz als Mutter Theresa-Double. Dann tut der Film so, als sei es selbstverständlich, sofort nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in andere Länder zu reisen und dort auf Menschen zu schießen. Nichts anderes kann John sich nämlich vorstellen, auch wenn es Savannah nicht begreift und lieber mit ihm leben will. Es folgen weitere zähe Sequenzen der Briefschreiberei, zwischen denen John Bonbons an dunkelhäutige Kinder verteilt. Bis sie genug davon hat, auf einen uniformierten Choleriker zu warten und die Fernbeziehung per Brief kündigt. Jetzt muss der Afghane dafür bluten und John reagiert seine Verletzung an weiteren amerikanischen Kriegsschauplätzen ab. Erst der Schlaganfall seines Vaters beordert ihn nach Hause , wo der tapfere junge Mann die Wahrheit erfährt. Selbstverständlich regnet es bei Sparks am Ende wieder mindestens so heftig wie in „Message in a Bottle“ oder „Wie ein einziger Tag“...
Lasse Hallström kann man gut vorwerfen, dass er Literaturverfilmungen wie „Chocolat“ oder "Gottes Werk und Teufels Beitrag" extrem weichspült. Wenn jetzt ein rührseliger Bestseller von Nicholas Sparks dran ist, hat die Hallström-Methode ja vielleicht etwas Gutes? Wenn, dann höchstens als Betäubungsmittel, um den ganzen endlos gedehnten Leidenskitsch möglichst zu verschlafen.