4.8.09
Bully macht Wickie
Köln. Er ist ein aufgewecktes, freundliches Kerlchen, hat eine Nase für gute Ideen und ihm gelingt alles: Michael Bully Herwig, der mit seinen letzten drei Kinofilmen über 23 Millionen Menschen in die Kinos lockte, stellte gestern in Köln seinen neuen Film „Wickie und die starken Männer“ vor. Dass der Autor, Regisseur, Produzent und Schauspieler Herwig gewisse Ähnlichkeiten mit dem kleinen Helden „Wickie“ hat, ist nicht zufällig. Dabei stammt die Idee, die Geschichten des cleveren Wikinger-Jungen, die als Romane, Comic-Hefte und als 78-teilige Zeichentrickserie populär wurden, zu verfilmen, vom Produzenten Christian Becker („Die Welle“, „Hui Buh – Das Schlossgespenst“).
Vor vier Jahren begeisterte Becker das Münchner Multitalent Herwig für die Idee eines Wickie-Films mit Schauspielern und nachdem sie zusammen „Hui Buh“ machten, entstand der Realfilm „Wickie“. Die Süddeutsche schrieb damals „Stoppt Bully, rettet Wickie“, aber der Stoff ist beim Regisseur von „Der Schuh des Manitu“ und „Traumschiff Periode 1“ in den besten Händen. „Es sollte nie eine Parodie werden, es sollte ein schöner Abenteuerfilm werden, mit Spannung und ein paar Gags. ‚Wickie‘ sollte der fantastischen Vorlage gerecht werden.“ Und es wurde ein schöner Familienfilm, ganz ohne die üblichen parodistischen Gags. „Das ist man von mir vielleicht nicht gewohnt.“
Bully schrieb das Buch, führte Regie und spielte selbst die Rolle des spanischen Journalisten Congaz im Film. Der Seelöwe hieß schon vorher Bully. Aber selbstverständlich machte Bully auch die Moderation bei der kleinen Bully Show in Köln.
Der 11-jährige Wickie-Darsteller Jonas Hämerle spulte zuerst seinen auswendig gelernten Text herunter und führte damit ungewollt den Sinn solcher Pressekonferenzen ad absurdum: Ja, der Dreh habe ihm sehr gut gefallen. „Es gab immer gute Laune am Set, wir hatten sehr viel Spaß, obwohl wir auch sehr konzentriert arbeiten mussten. Ich habe mir ein paar Folgen von ‚Wickie‘ angeguckt.“ Aber auch ohne auswendig gelernte Sätze wirkte Jonas, der 49 Tage am Set war, recht aufgeweckt.
Diesem noch unverdorbenen Mitspieler auf dem Podium, der jedem Fragesteller ein Überraschungsei (mit Wickie-Figuren) überreichte, saß ein teuflisches Element gegenüber: Christof Maria Herbst - er spielt Svens fiesen Helfer Pokka - brachte das Zynische, dass dieser Kinderfilm überhaupt nicht kennt, in die Pressekonferenz. „Jonas, was machst du denn mit der ganzen Kohle?“, war so ein herrlich gemeiner Einwurf, auf den der Junge nur verdattert fragte: „Welche Kohle?“
Schnell versuchten die Macher Herwig und Becker wieder den Ablauf herzustellen, auffällig unlocker allerdings. Der Perfektionist Bully wird sichtlich nervös, wenn ihm die Kontrolle entgleitet. Doch der nächste Scherz rückt die Verhältnisse wieder gerade. TV-Urgestein Günther Kaufmann, der schon unter Fassbinder in 16 Filmen spielte, stand seiner Rolle als Schrecklicher Sven nichts nach und traf es auf den Punkt: „Herwig kommt sympathisch rüber, ist nicht falsch, aber auch knallhart. Er weiß, was er will und er hat immer Recht. Er hat ein Gefühl für Punkte und Pointen wie kein anderer.“
Klar dass Produzent und Regisseur nicht wirklich entspannt sind, es geht um viele Millionen, wenn der Film am Mittwoch, den 9.9.09 startet. Dabei ist der Film richtig gut und fraglich bleibt nur, ob er 3, 4 oder gar 5 Millionen Zuschauer in Deutschland zieht.
Der Film:
Wickie, der aufgeweckte Junge mit den rotblonden Haaren, wird von Vater Halvar, dem stursten Wikinger-Chef aller Zeiten, nicht ernst genommen. Denn echte Wikinger kloppen sich erstmal und dann ist zum Denken nicht mehr viel Hirn übrig. Als das Dorf von einer Horde wilder Fremder überfallen wird, hissen Wikinger aus Flake die Segel zur Verfolgung. Wickie versteckt sich auf dem Schiff und durch seine tollen Ideen kann die liebenswert chaotische Truppe den Schreckliche Sven besiegen.