3.8.09

Auftakt Filmfestival Locarno 2009


Reich animierter Film-Sommer

Locarno. 500 Tage Sommer verspricht der Titel des Eröffnungsfilms „500 Days of Summer“ ab Mittwochabend beim 62. „Festival internazionale del film Locarno“ (5. bis 15. August). Elf sternenklare Abende auf dem Freiluftkino der Piazza Grande würden dem renommierten Filmfestival am Lago Maggiore vor allem finanziell genügen. Erleben dort doch bis zu 9.000 Menschen bis tief in die Nacht Filme aus aller Welt.

Marc Webbs amerikanische Liebeskomödie „500 Days of Summer“ mit Zooey Deschanel und Joseph Gordon-Levitt dreht sich übrigens um eine junge, selbstbewusste Frau namens Summer, die auf den Romantiker Tom und hat seine Vorstellung von der idealen Liebe trifft. Bis beide ihre Ansichten unter einen Hut bekommen, gibt es 500 Tage lang ein humorvolles Auf und Ab der Gefühle. Schon beim Sundance Film Festival 2009 wurde "500 Days of Summer" vom Publikum gefeiert.

Der scheidende Festivalchef Frédéric Maire konnte noch einmal ein spannendes Programm zwischen Cannes und Venedig platzieren, bei dem nicht so sehr auf die Anzahl der Weltpremieren geschaut wird. Das Schweizer A-Festival sieht sich auch als „Schaufenster“, in diesem Jahr zum Beispiel zu neuen Filmländern wie die Mongolei, Nordkorea oder Südafrika. Die Piazza Grande präsentiert unter ihren zehn Weltpremieren auch drei Produktionen aus Deutschland. Während oft heimische Themen und Produktionen in den Nebensektionen herausgeleuchtet wurden, treten sie nun ihren weiteren Weg im unvergleichlichen Gala-Programm des Freiluftkinos an.

Der Kinofilm "Unter Bauern" entstand mit Unterstützung der Filmstiftung NRW und wurde komplett in Nordrhein-Westfalen gedreht. Veronica Ferres und Armin Rohde spielen die Hauptrollen in der Verfilmung der Erinnerungen von Marga Spiegel, die in ihrem Buch "Retter in der Nacht" schildert, wie ihre jüdische Familie dem Holocaust entkam. Der Film setzt auch den westfälischen Bauern ein Denkmal, die Marga Spiegel unter Einsatz ihres eigenen Lebens vor den Nazis versteckt haben.

Eine weitere Adaptation einer autobiographischen Erzählung und eine intensive Reflexion über Beziehungen bietet „Same Same But Different“ von Detlev Buck („Männerpension“) anhand der komplexen Liebesgeschichte eines jungen deutschen Touristen und einer kambodschanischen Barkeeperin. „Der Vorleser“ David Kross spielt damit nach „Knallhart“ (2006) erneut in einem Film von Detlev Buck.

Den Schlusspunkt auf der Piazza wird am 15.8. eine fesselnde musikalische Reise auf den Spuren der mongolischen Kultur setzen. Unter der Führung der berühmten Sängerin Urna dreht Byambasuren Davaa „The Two Horses of Genghis Khan“ und erhofft ihrem neuen Film einen ähnlichen Erfolg wie „Die Geschichte vom weinenden Kamel“. Ein Konzert mit der Sängerin wird das Festival mit dann frisch gekürten Preisträgern der Goldenen Leoparden abschließen.
 
Der Internationale Wettbewerb mit der deutschen Schauspielerin Nina Hoss („Yella“) in der Jury widmet sich auf der Suche nach Entdeckungen traditionell dem jüngeren Kino. Das immer starke asiatische Filmschaffen erlebt 2009 ein ganz besonderes Jahr: Locarno wagt ein für ein allgemeines Filmfestival bislang
einzigartiges Projekt. „Manga Impact – The World of Japanese Animation“ möchte dem westlichen Publikum die Türen zur Welt des japanischen Animationsfilms öffnen und Anime von deren Anfängen bis heute präsentieren. Viele Filme – darunter zahlreiche Premieren – und renommierte Gäste begleiten das Unterfangen. Das Festival hat sich zudem mit dem nationalen Filmmuseum in Turin zusammengeschlossen, dass die Veranstaltung im Oktober fortführt.