4.3.09

Gran Torino


USA 2008 (Gran Torino) Regie: Clint Eastwood mit Clint Eastwood, Ahney Her, Bee Vang 116 Min. FSK: ab 12

Ein Oldtimer zwar, aber noch glänzend in Schuss: Clint Eastwood griff wieder einmal zu Kamera und Waffe. Als grimmiger Korea-Veteran wandelt er sich vom rassistischen Einzelgänger zum Freund seiner koreanischen Nachbarn. Ein Lehrstück vom alten Meister, ein ergreifender, weiser und auch immer wieder komischer Film.

Es ist vor allem dieser Blick, der Walt Kowalski (Clint Eastwood) ausmacht: Ein sehr grimmiger Blick. Voller Verachtung blickt er auf die Trauergäste, auf die eigenen Familienmitglieder, die seine Frau zu Grabe tragen und schon auf sein Erbe schielen. Wie der ehemalige Soldat Kowalski erst auf seine koreanischen Nachbarn schaut, ist unbeschreiblich. Einst hat er eine Medaille im Korea-Krieg gewonnen. Nun wissen seine Enkel nicht mehr, wo Korea ist und der Sohn fährt ein koreanisches Auto. Klar, dass Kowalski da dauernd sehr verachtungsvoll ausspuken muss. Er und die Alte von nebenan verstehen sich nicht, schon weil er englisch und sie koreanisch redet. Aber das mit dem Spuken kann auch sie.

Alles ändert sich, als der Nachbarsjunge Tao, ein stiller Teenager, zuerst versucht, Kowalkis Oldtimer namens Gran Torino zu stehlen und dann fast von einer koreanischen Gang entführt wird. Das ist der Moment, in dem der Korea-Kriegsveteran Mr. Kowalski wieder zum Gewehr greift. Von nun an bringen die Ladies aus der Gegend täglich Blumen und Essen an seine Haustür. Seine Abwehr kann den guten Gerüchen nicht lange widerstehen. Kowalski ist einer, der anpackt und Sachen in Ordnung bringt. So bringt er auch die Nachbarschaft in Ordnung. Mit Hilfe des bei ihm zur Arbeit zwangsverpflichteten Tao, zu dem der alte Mann langsam eine Freundschaft entwickelt.

Walt war scheinbar Rassist, hatte treffende Schimpfworte für alle Bevölkerungsgruppen parat. Allerdings auch für seine italienischen und irischen Freunde. Dass er selbst polnischer Abstimmung ist, nimmt dem Ganzen die Schärfe. Nun öffnet ihm vor allem Taos selbstbewusste und kluge Schwester Sue die Augen. Der Teenager gibt ihm eine Geschichtslektion, erklärt, dass ihr Volk auf der Seite der amerikanischen Armee gekämpft hat und deswegen nach der US-Niederlage auswandern musste. Auch dass man die Menschen vom Volksstamm der Mong nicht an den Kopf fassen oder in ihre Augen blicken sollte, lernt er noch. Sue weiß ihn zu packen, nimmt seine rassistischen Bemerkung schlagfertig auf ... nennt ihn frech Wally.

„Schon mal bemerkt, dass man irgendwann jemanden trifft, mit dem man sich nicht anlegen sollte?“ Eastwood liefert in seinem doppelten Einsatz als Regisseur und Hauptdarsteller wieder Sprüche aus „Dirty Harry“-Zeiten, aber sein Walt Kowalski ist auch witzig. Und der Film ist herrlich und herzlich komisch, nicht in dem Zusammentreffen der Kulturen und Lebensweisen, sondern darin, wie sich eigensinnige und manchmal sehr dickköpfige Menschen auf einander einlassen. Dass alles in einem Drama endet, liegt in der Natur der Verhältnisse draußen auf den Straßen.

Der einstige Low-and-Order-Kämpfer und Gewalt-Cop „Dirty Harry“ weicht hier dem weisen alten Mann, der vom Töten schrecklich traumatisiert ist. Eine tapfere und traurige Gestalt. Ein melancholischer, aber auch mutiger und Mut machender Film, er für viele Gegenden in dieser Welt Stellung dazu bezieht, wie man an den urbanen Frontlinien der sozialen und ethnischen Kriege überleben kann.