4.3.09
Die Reise zum Mittelpunkt der Erde
USA 2008 (Journey to the Center of the Earth) Regie: Eric Brevig mit Brendan Fraser, Josh Hutcherson, Seth Meyers 92 Min. FSK: ab 12
Hatte der Visionär und Science Fiction-Autor - so darf man wohl heute sagen - Jules Verne eigentlich auch eine frühe Vision von 3D-Kino? Der Film „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ beantwortet das am Rande, aber Jules Verne hatte vor allem Fantasie und die erwies sich über die Jahrhunderte als stärker als alle technische Sperenzchen.
„Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ wurde zuerst 1959 mit James Mason in der Hauptrolle verfilmt. Ein fantastischer Stoff, eine Goldader an aufregenden Szenen und Szenerien, für die sich das Kino wunderbar als Abenteuerspielplatz eignete. Mit neuen technischen Verfahren wie Rückprojektion oder Bluebox erlebten die Fantasien immer wieder neue Gestalten. Nun - wieder mal sensationell neu - gibt es eine 3D-Version, die nicht als Jahrmarktsattraktion daher kommt, sondern die ganz normalen Kinos angeht. Die Kinos, die bereits einen digitalen 3D-Projektor haben. Wer noch 2D sieht, wundert sich über albernes Verhalten und eine flache Handlung.
Der Wissenschaftler Trevor Anderson (Brendan Fraser) ist nicht mal ein Fachidiot, man wundert sich, was dieser Mensch überhaupt kann. Völlig verpeilt verbringt er das Wochenende mit seinem pubertären Neffen Sean. Zwar können die beiden erst gar nicht miteinander, doch dann müssen sie ein extremes Abenteuer überstehen. Auf den Spuren von Trevors Bruder und Sean verstorbenem Vater geht es nach Notizen in einer Kopie von Jules Vernes’ Roman „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ eben dorthin. Mit Einstieg in Island und Auswurf durch den Vesuv. Auf der Strecke liegt irgendwo der „Jurassic Park“, denn nicht nur ein unterirdisches Paradies gilt es zu bestaunen, auch prähistorische Wesen, die man seit vielen, vielen Monaten nicht mehr im Kino gesehen hat.
Das infantile Familienabenteuer liefert eine dünne Geschichte und vor allem optische Spielereien. Man sieht auch in der 2D-Version, welche Effekte besonders auf Tiefenwirkung angelegt sind. So werden immer mal wieder werden Gegenstände in Richtung der Kamera gehalten oder ein Jojo fliegt dem Fokus entgegen. Demonstrativ vorgezeigt wird nicht nur Jules Vernes’ Roman, sondern auch eine stereographische Brille aus der Vorzeit. Aus dem Kabinett der Jahrmarkts-Attraktionen stammt ebenso der „Ride“, die filmische Achterbahnfahrt in einer verlassenen Grube.
Brendan Frazer nimmt man den Wissenschaftler nicht ab, er spielt eine Figur ohne viel Substanz. Damit passt er hervorragend in den Film, denn immer wieder ist deutlich zu sehen, dass die Schauspieler hilflos im Nichts agieren. Klar, denn die Landschaften, Tiere und Pflanzen wurden digital erst nachträglich um sie herum konstruiert. Zwischendurch fügt das Filmchen vorgeblich ein paar Lerneinheiten in Sachen Physik oder Geologie ein. Dabei ist die Frequenz an unlogischen oder unsinnigen Elementen noch höher als die der Witze und Action-Einlagen.
Momentan sorgt die Entwicklung dafür, dass es eine erste und eine zweite Kinowelt gibt: In den USA, wo genügend 3D-Kinos vorhanden sind, lief „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ bereits im Sommer 2008 an. Für uns bleibt eine verspätete Restverwertung.
Dieser Film, der erst sehr breit in 3D-Kinos startete, lässt einen mit der angeblichen Zukunft des Kinos vermeintlich in die Vergangenheit schauen. Solche eine Zukunft mit Zwitterfilmen zwischen 3D und 2D scheint allerdings nicht besonders rosig. Es würde sicher einige Jahre dauern, bis sich der 3D-Filmen von seinen Vorzeige-Albernheiten emanzipiert. Ernsthafte Inhalte gerade so noch weiter in den Hintergrund.