10.3.09
Hilde
BRD 2009 (Hilde) Regie: Kai Wessel mit Heike Makatsch, Dan Stevens, Monica Bleibtreu 136 Min.
Sie war einzigartig, ein Unikast, ein Star, aber auch eine Persönlichkeit. Das kann nicht genug betont werden, in Zeiten von untalentierten Niemands, die am Fließband zu „Superstars“ gemacht werden. Dass ausgerechnet ein ehemaliges MTV-Girly den kantigen Star Hildegard Knef verkörpert, kann nur der bemäkeln, der die durchaus eigenwillige Karriereentwicklung von Heike Makatsch verpasst hat. Und so passt es, dass „die Makatsch“ nun „die Knef“ für die Produktionsfirma Egoli Tossell spielt. Denn Heike Makatsch hat dort schon sehr persönliche Filme wie ihr eigenes Buch zu „Schwesterherz“ realisiert.
Schon der Start zur Karriere der Hildegard Knef war schwierig und umstritten: 1943 lässt sie Mutter und den geliebten Großvater im Bombenhagel auf Berlin zurück und zieht in die Villa des NS-Filmbeauftragten. Die Stelle an der Ufa-Filmschule reichte ihr selbstverständlich nicht. Vor den Russen rettete sie sich als Mann verkleidet, vor Hunger, Elend und einer Trümmerbühne rettet sie ein alliierter Offizier und Filmfan, der später als ihr Ehemann unglücklich werden durfe. Vor allem aber protegiert die Produzenten-Legende Erich Pommer (Hanns Zischler) das emporstrebende deutsche Mädel. Gerade der Entnazifizierung entkommen, trumpft Hildegard Knef in dem ersten deutschen Nachkriegsfilm, Wolfgang Staudtes "Die Mörder sind unter uns", auf. Das wechselhafte Verhältnis mit den Deutschen eskalierte anlässlich von "Die Sünderin", in dem man 1951 den Star für ein paar Sekunden nackt sah. Es folgte die Flucht in die USA, Erfolg am Broadway, dann bei bewegtem Privatleben weitere Karrieren als Chanson-Sängerin und Autorin.
Die Makatsch verkörpert den umstrittenen deutschen Star in Gestik, Mimik und sogar ansatzweise mit rauchiger Stimme. Sie schafft es, das Abarbeiten von biografischen Lebensstationen und -wenden mit Leben zu füllen. Denn eigentlich ist die Knef-Karriere ja bekannt, doch dank Makatsch durchleidet man die Qualen einer fragilen Person, die sich nach außen hin sehr rau geben musste.
Grimme-Preisträger Kai Wessel („Die Flucht“) erzählt das beeindruckende Leben der beeindruckenden Frau mit starken Momenten als Nazi-Liebling und im Überlebenskampf zu Kriegsende. Die Karriere von „Die Mörder sind unter uns“ über die vermeintliche Skandal-Produktion „Die Sünderin“ bis zu ihrer Karriere als Sängerin hat zwar Längen, auch nervt die Musik fast durchgängig, doch man folgt dem Auf und Ab dieses Lebens mit Interesse und gerne.