18.3.09

Despereaux - Der kleine Mäuseheld


USA 2008 (The Tale of Despereaux) Regie: Robert Stevenhagen, Sam Fell 94 Min. FSK: ab 6

Klein, aber oho! Das gilt nicht nur für den Held dieser ebenso tollen wie kunstvollen Kindergeschichte. Es gilt auch für das immer noch unterschätzte Genre des Zeichentrickfilms „nur für die Kleinen“. „Despereaux“ ist ein großartiges Kunstwerk und ein tolles Abenteuer.

In einem fernen Zeichentrickland ist der Suppentag ein Feiertag. Der größte Feiertag. Das Volk strömt in witzigen Gemüsekostümen zum Schloss in dessen Küchen ein Meisterkoch seine neue Kreation vollendet. Erwartungsvoll sitzen Königspaar und Tochter vor den Suppenschalen, in die ... die Ratte Roscuro plumpst. Vor Schreck ertrinkt Frau Königin mit dem Kopf in der Suppe, der Herrscher verbietet fortan jede Suppenbereitung und verbannt alle Ratten. Trübsal verdunkelt den Himmel, der trotz Dauerwolkendecke nicht mehr regnen will.

Die ist der Moment für einen Helden, doch das Schicksal gebiert nur kleine Maus. Despereaux ist selbst für kleine Mäuse eine kleine Maus! Aber auch furchtlos, intelligent und neugierig. Also ganz aus der Art geschlagen, was ihm bei dem Mausvolk, dass vor allem Ducken lernt, wenig Freunde bringt. Ihr Problem ist, dass Despereaux keine Angst hat. Dabei gibt es doch so viele wundervolle Dinge auf der Welt, vor denen man Angst haben kann! Es bleibt nicht aus, irgendwann müssen sich Roscuro und Despereaux treffen, zwei kleine Wesen, die ans Licht der Erkenntnis wollen, die lernen und verstehen.

Wie in all diesen CGI-Filmen, den im Computer generierten Bildern, seit „Toy Story“ ist es wieder die kleine Hauptfigur, diesmal die Ratte, die wesentlich realistischer gezeichnet wurde als die Menschen. Ihr Fell und vor ihre die Augen, die herzerweichenden Augen von Despereaux, die wahr machen, dass Animation von Anima kommt, und vom Beseelen redet.

Hinzu kommen - zumindest in der Originalversion - viel schon im Vorspann eindrucksvoll präsentiertes „voice talent“, das den gezeichneten und animierten Figuren Charakter verleiht. Also bekannte Schauspieler wie Dustin Hoffman (Roscuro), Tracey Ullman, Kevin Kline, William H. Macy, Stanley Tucci, Robbie Coltrane, Frank Langella, Christopher Lloyd und Sigourney Weaver als Erzählerin. In der deutschen Version wird das dann - synchronisiert, das heißt entseelt.

Ebenso viel Mühe wie auf die Figuren wurde von den Universal-Animatoren auch auf die Umgebungen verwandt: Da gibt es eine niedliche Mäusewelt aus lauter Resten der Großen. Und die Rattenwelt, die heftig von Hieronymus Bosch (1450-1516) inspiriert ist. Die Bücher, die Despereaux liest, werden in seiner Fantasie lebendig, allerdings schön flächig wie die mittelalterlichen Buchmalereien. Ein Suppengeist sieht aus wie der Gemüsekopf des Malers Giuseppe Arcimboldo (1527-1593). Der Oberschurke im Rattenreich ist ein wahrhafter Nosferatu, der auch auf klassische Vampir-Manier durch das Licht gerichtet wird. Bei so viel großer Kunst, die mit Humor und leicht präsentiert wird, kann sich die rührend und auch mal moralische Geschichte in der ersten Hälfte erlauben, etwas holperig zu starten.