9.5.08
Cinéma Sauvenière in Lüttich
Lüttich. Das anspruchsvolle Kino boomt in der Region: In Maastricht dient die Stadt dem in sechs Sälen florierenden Filmhaus Lumière eine komplett neue Spielstätte an. Und in Lüttich feierte gestern das Cinéma Sauvenière nach Jahren des Kampfes seine feierliche Eröffnung. Am Montag wird das auch architektonisch spannende Gebäude dem Publikum übergeben.
Mitten im Leben, ganz zentral am Place Xavier Neujean nahe der Oper liegen die vier Säle des neuen Cinéma Sauvenière mit seinen insgesamt 800 Plätzen. Auch mit der Architektur des Sauvenière setzt „Les Grignoux“ ein deutliches Zeichen für ein „anderes Kino, ein Kino, das für die Welt und ihre Realitäten offen ist, ein Kino, das auch Ort der Begegnung und des Austausches ist.“ Nicht nur die Filme und die Ausstattung sollten höchsten Qualitätsansprüchen genügen, auch die Räume und Ausstattungen für das Davor und Danach sollten auf dem gleichen Niveau sein. Das Foyer ist als „fünfter Saal“ offen für Ausstellungen und Konzerte (z.B. Beverly Jo Scott am 20.5.), der Garten hat den freien Himmel für Open Air-Kino.
Paten des Projektes sind die zweifachen Cannes-Sieger Jean-Pierre et Luc Dardenne aus Lüttich, die auch nächste Woche wieder einen Film im Palmen-Wettbewerb präsentieren. Als Symbol ihres beharrlichen Kampfes für das neue Kino wählten die Initiatoren einen Elefanten. Treffend, denn der Kinomarkt in Lüttich (und Belgien) wird bestimmt durch einen Monopolisten. Außer „Le Parc“ und „Churchill“ gab es in der Stadt nur Kinos des Kinepolis-Konzerns, der auch vor den Toren der wallonischen Metropole ein riesiges Multiplex betreibt. Schon im Jahr 2000 wurden 50.000 Unterschriften gesammelt, um ein Multiplex des französischen Konzerns UGC zu beschränken. Ein Jahr später begannen die Planungen für das Sauvenière. Die Zuschüsse für die 11 Millionen Euro Gesamtkosten des neuen Programmkinos stammen von der Stadt Lüttich, die das Grundstück für eine Million kaufte und Unterhalt finanziert, der französisch-sprachigen Gemeinschaft Belgiens (4 Mio) und der Europäischen Union (3,5 Mio). Denn Rest des Betrages stemmt „Les Grignoux“ über einen Kredit. Nach der Erweiterung beschäftigt die Kulturorganisation 20 feste und 30 Teilzeitmitarbeiter.
Damit Kino als Erlebnisort weiterlebt, kann ein Saal auch für Konzert oder Theater genutzt werden. Ein großes Café und eine Terrasse ergänzen das Kultur-Ensemble. Das Sauvenière ist, wie schon seine älteren Kino-Geschwister, noch ein echtes Programmkino: Eine schöne Kinozeitung und die Website informieren, welche neuen und alten Filme für die nächsten Wochen fest programmiert sind. Hinter dem Projekt steht die Organisation „Les Grignoux“, die seit Jahrzehnten mit exzellenter Programm- und Jugendarbeit die drei Churchill-Säle und das alte Einzelkino „Le Parc“ im sozial problematischen Viertel Droixhe betreibt. Hier liefen schon immer alle internationalen Filme in Originalversion und viele interessante französische Filme, die in Deutschland nie zu sehen waren.
Nachdem die Schlacht um die Zukunft des Kinos in Lüttich erfolgreich geschlagen ist, wird nun gefeiert. Ab Montag gibt es eine Woche lang Avant-Premieren, Kurzfilm-Nächte, Klassiker und Konzerte. Am 21. Mai beginnt der reguläre Kinobetrieb.
Mehr Infos:
Cinéma Sauvenière
Place Xavier Neujean, 12
4000 Liège
http://www.grignoux.be/