7.5.08
Ben X
Belgien 2007 (Ben X) Regie: Nic Balthazar mit Greg Timmermans, Laura Verlinden, Marijke Pinoy, Pol Goossen, Titus De Voogdt 94 Min. FSK ab 12
Während ein schwer gewappneter und bewaffneter Kämpfer in einem Fantasie-Land des Computer-Spiels Archlord mit seinem Schwert für Ordnung sorgt, schafft es der Spieler Ben nicht, sein Leben in den Griff zu bekommen. Online hat er den sagenhaften Level 80 erreicht, real fällt ihm jeder Schritt schwer. In seinen allmächtigen Tagträumen kann er sein, wer er will. Im Alltag kann er sich im Spiegel kaum zu einem Lachen zwingen.
Ben beobachtet die Menschen und imitiert. Weil er schon immer anders war und ein Problem hatte. Er sieht anders. Sehr exakt, aber anders. Er sieht durch Menschen hindurch und vor lauter Bäumen den Wald nicht. Mit dieser Form von Autismus wird er von den üblichen Schulidioten gehänselt und gequält, die Masse macht mit und schießt Handyfotos von der Erniedrigung. Die schier endlose Reihe von hilflosen Ärzten, schrecklichen Kindheitserinnerungen, schon beim Zuschauen unerträgliche Quälereien und nicht zu übersehenden Vorausdeutungen scheint unweigerlich auf ein tragisches Ende zuzusteuern. Oder gelingt es Bens Spielepartnerin Scarlite, den virtuellen Freund zu retten?
Der belgische Autor Nic Balthazar verarbeitete den Selbstmord eines 17-jährigen Jungen in Gent zuerst in dem Roman „Nichts war alles, was er sagte“, dann in dem Theaterstück „Nichts“. Nun fand er zwischen den Ebenen von Realfilm und Online-Game eine faszinierende Form, das eingeschlossene Wesen des Jungen zu vermitteln. Sehr schön verfließen Spielebene und Realität ineinander. So kann man zwischen erschütternden Szenen der Erniedrigung den Wunsch mitfühlen, das Leben und sich selbst mit ein paar Klicks zurechtzurücken.
Die flämische Produktion war in Belgien extrem erfolgreich und erlebte vor zwei Wochen als Beileger zur Tageszeitung „De Morgen“ wohl den größten DVD-Start des Landes.