Die Band von nebenan
Frankreich, Israel 2007 (The Band's Visit / Bikur hatizmoret) Regie: Eran Kolirin mit Sasson Gabai, Ronit Elkabetz, Khalifa Natour 88 Min. FSK: o.A.
Es hat schon bei der Ankunft einen ganz besonderen Charme, dieses Polizeiorchester von der traurigen Gestalt. Die Städtische Polizeicombo von Alexandria sieht reichlich verloren aus am israelischen Flughafen. Nicht nur weil niemand sie abholt, auch weil es hier gar Arabisches Kulturzentrum gibt, eigentlich "überhaupt keine Kultur", wie die Imbiss-Wirtin Dina bitter spöttisch bemerkt. So ziehen die acht Musiker mit ihren Trolleys und verschiedenen Instrumenten auf Rollen durch die öde Gegend und lassen an Kaurismäki und andere trockene Humoristen denken.
Dabei herrschte schon ohne dieses Chaos Krisenstimmung, denn die Band wird auch zuhause nicht mehr gebraucht. Interne Spannung verursacht nicht nur der junge Trompeter, der Chat Baker und junge Frauen liebt. In der angestaubten Rollerskate-Disco gibt er eine Lehrstunde in Sachen altmodischem Flirt und Charme. Die Völkerverständigung läuft hier nur über Englisch ab - ein beredter Beleg für die Situation im Nahen Osten. Wobei die Musik der "Summertime" ganz einfach harmonisch zusammenführt. Oder die Begeisterung für Omar Sharif und die alten ägyptischen Liebesfilme.
Der melancholisch-diktatorische Dirigent Tafik erinnert stark an Chaplin und umso reizvoller ist das Interesse Dinas an ihm. Will sie ihren verheirateten Liebhaber eifersüchtig machen? Neben großartigen Schauspielern mit eindrucksvoller Physiognomie präsentiert der junge Regisseur Eran Kolirin immer wieder wunderbare Tableaus, welche die Würde gebrochener Individuen ausdrücken.
Diese "Band" war Preisträger bei vielen Festivals und spielt sich in der Konfrontation von ägyptischer Tradition und israelischer Moderne in die Herzen des Publikums. Die mit Sympathie gezeichneten Figuren erzählen ganz nebenbei einiges über die Region, was man nicht in den Nachrichten erfährt.