8.1.08
Control
Australien, Großbritannien, Japan, USA 2007 (Control) Regie: Anton Corbijn mit Sam Riley, Samantha Morton, Craig Parkinson, Alexandra Maria Lara 121 Min.
Auch ohne ein Fan der "Joy Division" zu sein, ja selbst, wenn man den anhaltenden Hype um die populäre Band der Siebziger nicht versteht - diese untypische, aber rundum exzellente Filmbiographie zum früh verstorbenen Sänger Ian Curtis versteht man unabhängig: "'Control' ist ein persönlicher Film. Es ist kein Musikfilm" meint Anton Corbijn, der bekannte Fotograf und Clipregisseur, der seinen ersten Spielfilm realisierte.
Mit 19 Jahren trifft Ian Curtis (Sam Riley) auf Debbie (Samantha Morton). Der verträumte Teenager verdient sein Geld beim Arbeitsamt, schwärmt für den Glamrock des David Bowie und verliert sich in seinen Gedichten. Debbie wird er heiraten, doch sein Leben gibt er für eine Band aus Freunden, die mit ihm als Sänger und Texter einen rasanten Aufstieg erlebt. Mit Einflüssen des Punk und einem düsteren Image werden "Joy Divison" weit über Manchester bekannt. Auf den Touren begleitet Ian bald das belgische Groupie Annik (Alexandra Maria Lara), die Affäre vergrößert noch den Abstand zu Ians Frau und der inzwischen geborenen gemeinsamen Tochter. Die Ehe zerbricht. Drogenkonsum und die Folgen epileptischer Anfälle bringen den schwermütigen Musiker immer mehr runter. Am Abend vor der ersten US-Tournee bringt sich Ian im Alter von 23 Jahren um.
Der Film erzählt aus der Sicht von Ians Frau Debbie, so trägt nichts zur üblichen Glorifizierung solcher Filmbiographien bei, nur Sam Riley in der Hauptrolle beeindruckt schwer. Alexandra Maria Lara darf als verliebtes, belgisches Groupie Annik wieder mit großen Augen anhimmeln. Eine internationale Rolle, die vor allem neben Sam Riley völlig verblasst.
Besonders beeindruckt der im Rhythmus und in der Dramaturgie der Emotionen gute Einsatz bekannter Lieder: "Love will tear us apart" bekommt nach tausenden individuellen Erlebnissen der Hörer dieses Songs nun eine weitere universale Geschichte. Die erste Entfernung von Ian und Debbie setzt Corbijn in nüchterne, fast triste Schwarzweiß-Bilder. Für den Fotografen schließt sich mit dem Film ein Kreis, schoss er doch vor dreißig Jahren seine ersten Bilder bei einem Konzert von "Joy Division". Mittlerweile ist der Niederländer auch als Regisseur von Videoclips ein gefragter Künstler. Ob "Control" eine dem Leben nahe Biographie ist, mögen die Fans entscheiden. Corbijn ist vor allem ein exzellenter, bewegender Film gelungen.