8.1.08

I Am Legend


USA 2007 (I Am Legend) Regie: Francis Lawrence mit Will Smith, Alice Braga, Dash Mihok 100 Min. FSK ab 16
 
Mit seinem Mustang und dem treuen Schäferhund Sam jagt Robert Neville in der Wildnis, verfolgt einen Hirsch, doch den reißt eine Löwin vor seinen Augen. Der ganz normale Kampf von Mensch und Natur - nur hier ist die Wildnis das New York des Jahres 2011. Staus gibt es immer noch, aber die Autos sind verlassen wie die Hochhäuser drumherum. Gras wächst auf dem Asphalt, hier hat es vor kurzem noch einen Film mit Batman und Superman gegeben - doch das ist nicht der Grund, weswegen die Menschen verschwunden sind. Robert Neville ist der letzte Mensch in dieser Stadt, nachdem eine Krebsimpfung vor drei Jahren die Bevölkerung der Erde bis auf ein paar Tausend Überlebende auslöschte. Und die werden von lichtscheuen Mutanten ausgelöscht, blutgierige Monster, die das Dunkel lebensgefährlich machen.
 
So verbringt Robert seine Tage in diesem großen Freizeitpark, der alles Materielle bietet, was man sich wünschen kann. Neue Autos an jeder Straßenecke, moderne Klamotten zur Selbstbedienung, alle DVDs, die man jemals sehen wollte. Es sind vor allem die Bilder der menschleeren Metropole, in der die Zeit stehen geblieben ist, die faszinieren und fesseln. Bilder wie in Terry Gilliams "12 Monkeys", in Frears "28 Days later" oder halt im "Omega Man", der letzten Verfilmung des 1954 erschienen Science Fiction-Romans "Ich, der letzte Mensch" von Richard Matheson. Die erste Verfilmung war 1964 "The Last Man on Earth".
 
In der aktuellen, wesentlich aufwändigeren Version wirken die digitalen Monster zeitweise recht künstlich, aber wenn man sich an die alberne Maskerade der Nachtgestalten aus dem Studiofilm "Omega Man" (mit Waffenfan
Charlton Heston) erinnert, ist das ganz in Ordnung. Denn  die beiden Filme schlagen unterschiedliche Richtungen ein: War im Jahre 1971 Bücherverbrennung ein Schlüssel zum Verstehen der dunklen, technik- und fortschrittsfeindlichen Figuren, kämpft der Dr. Robert Neville von heute gegen animalische Zombies, die einfach nur Blut wollen. Einst löste der Krieg zwischen der Sowjetunion und China mit biologischen Waffen das Massensterben aus, im 21.Jahrhundert ist es ein Fehler der medizinischen Forschung. Homo Faber, der die Welt technisch verändernde Mensch, ist in beiden Varianten der Schuldige.
 
Will Smith muss als "Legende" fast allein die Einsamkeit des letzten Menschen ausfüllen - was ihm hervorragend gelingt. Mit der lässigen Shopping-Attitüde des Tages, der panischen Angst vor der Nacht, die vom Alarm der Armbanduhr angekündigt wird. Mit den Albträumen von der Vorgeschichte, der Evakuation New Yorks, die Neville Frau und Tochter raubte. Trotz der Einsamkeit, die langsam ihn den Wahnsinn treibt, darf Smith zwischendurch auch komisch sein.
 
Doch - und das könnte öfters so sein - Regisseur Francis Lawrence ("Constantine") überzeugt vor allem durch starke, stilisierte Bilder, dichte Atmosphäre und subtile Entwicklung. Er verzichtet auf die üblichen billigen Effekte - und das machen wir auch gerne im nächsten Kinojahr.