26.8.07

28 Weeks Later


Großbritannien, USA 2007 (28 Weeks Later) Regie: Juan Carlos Fresnadillo mit Jeremy Renner, Robert Carlyle, Rose Byrne 100 Min. FSK: k.J.
 
2003 war "28 Days Later" von Danny Boyle: Eine Wiedergeburt des Zombiefilms mit ganz eigener Ästhetik und britischen Background. 4 Jahre später übernahm der Mexikaner Juan Carlos Fresnadillo ("Intacto") das Konzept und steigerte in "28 Weeks Later" die Intensität. Die ebenso blutige wie spannende und familien-psychologisch gewitzte Endzeit-Action vergisst dabei nicht ihr politisches Deckmäntelchen.
 
Nur kurz eine anscheinend friedliche Exposition voll unterdrückter Angst. Dann beißt das Virus zu, reagiert schneller als je zuvor und ebenso heftig bricht das Gemetzel los. Bei der Flucht lässt Don Harris (Robert Carlyle) seine Frau im Stich.
 
Was sich bei Doyle als beeindruckende und beängstigende Stimmung aufbaute, huscht diesmal in ein paar Text-Einblendungen dahin: Nur ein paar Wochen dauert es, bis England beim Widerausbruch des Zombie-Viruses von der Außenwelt abgeschlossen und entvölkert ist. Die Menschen haben sich entweder selbst aufgefressen oder sind verhungert.
 
Jetzt soll unter allgegenwärtiger Präsenz der US-Armee der gemeine Brite in der Londoner Sicherheitszone "District One" wieder angesiedelt werden. Und erstmals sind auch Kinder bei den Neuankömmlingen. Don Harris, mittlerweile eine Art Hausmeister, sieht Sohn Andy (Mackintosh Muggleton) und Tochter Tammy (Imogen Poots) wieder. Beim unerlaubten Ausflug der beiden in die menschenleere Quarantäne-Zone beginnt die Spannung einem die Kehle zuzuschnüren. Mit der Schicksalshärte griechischer Mythen schreitet die Handlung fort. Die Kinder finden tatsächlich ihre todgeglaubte Mutter im alten Haus der Familie. Don bekommt mit einer lebendigen aber völlig verstörten personalisierten Anklage zu tun. Ein Todeskuss überträgt den Virus auf den Reumütigen. Den Virus, den sie trägt, aber der nicht bei ihr ausbricht.
 
Mit diesem Drama aus Liebe, Schuld und unabsichtlicher Rache bricht der Film in extreme Brutalität auf. Der Virus ist wieder da - und er hat einen Generalschlüssel für "District One"! Auf der Gegenseite versucht eine junge Militär-Medizinerin die Kinder zu retten. In gnadenlosen Szenen pfercht das Militär die Zivilisten zusammen und lässt das Virus die Schutzbefohlenen zerfleischen. Den Rest erledigen Scharfschützen und hier sind die mordenden Soldaten grausamer als die blutsabbernden Menschfresser. Keiner von beiden wird stoppen, bis alle tot sind. Ein einzelner Soldat mit Gewissen schlägt sich auf die Seite der überlebenden Zivilisten und es formt sich ein Trüppchen, das zwischen Zombies und zynischen US-Militärs überleben will...
 
Selten zeigte das Problem unzuverlässiger Väter ein hässlicheres Gesicht als Dons Blutlust. Auf der Gegenseite erschrecken Bilder von Napalm-Angriffen, die nicht von ungefähr an die amerikanischen Kriegsverbrechen in Vietnam erinnern. "28 Weeks Later" überzeugt mit sehr spannenden Momenten, einer gelungenen Farbdramaturgie, mit raffiniertem Spiel aus Pausen und Schreckmomenten. Dazu heftigster Splatter, der jeden Gedanken an eine Jugendfreigabe wie im Hubschrauber-Mixer zerfetzt.
 
Der Zombiefilm ist mit "28 Weeks Later" nicht netter oder blutarmer geworden. Aber er hat nach den dummen Remakes der letzten Jahre wieder den gesellschaftskritischen Biss der Originale von Romero und Co.