14.2.07

Die Wirklichkeit ein Traum, die Illusion ein Grauen


Berlin. Der Wettbewerb der 57. Berlinale zeigte sich gestern von zwei gänzlich unterschiedlichen Seiten: Der zweite deutsche Beitrag, "Yella" von Christian Petzold, machte aus nüchterner Wirtschafts-Realität ein fesselndes Psycho-Puzzle. Regisseur Zack Snyder macht aus griechischen Sagen und viel Computertechnik ein abstoßend neo-faschistisches Kriegsgemetzel.
 
Wirtschaftsthriller und Psycho-Trip
 
Yella (Nina Hoss) ist eine junge Frau aus dem Osten, die gerade einen neuen Job fand. Zwar stört ihr latent aggressiver Ex Ben, doch beim vorsichtigen Wesen ist leichte Freude über den Aufbruch erkennbar. Als Ben sie zum Bahnhof bringt, stürzt er beide mit dem roten Land Rover in die Elbe. Doch Yella überlebt, fährt klatschnass nach Hannover, lernt nach der Pleite ihres neuen Arbeitgebers einen Risiko-Finanzier kennen, macht märchenhaft schnell Karriere und verliebt sich. Allerdings verfolgt sie der Ex wie ein Gespenst und auch sonst wirkt einiges nicht ganz real...
 
Kühl und nüchtern porträtiert Petzold nach "Gespenster" und "Die innere Sicherheit" wieder eine Frau. Dabei legt er deutliche Spuren auf die Leinwand, dass die eigentliche Handlung ein Traum oder eine Form von Wahnsinn sein muss. Alle Männer ähneln sich frappant, Typen wiederholen sich wie Farben. Erstaunlich dabei, dass diese Wunsch-Fantasie Yellas in seiner kühlen Klarheit so gar nicht traumhaft wirkt.
 
Die Begeisterung der Berlinale war geteilt, denn "Yella" reißt nicht emotional mit, es ist spannendes Kopf-Kino von einem der intellektuellsten Autoren unserer Zeit. Einhellig vor die Abscheu bei "300". Es dauerte etwas. Aber nun hat auch diese Berlinale ihren Skandal. Und sie hat ihn sich selbst als neo-faschistische Kriegstreiberei (außer Konkurrenz) in den Wettbewerb gesetzt. Das digital stark verfremdete Gemetzel erzählt, wie 300 martialische Spartaner Griechenland gegen persische Horden verteidigen. Dabei ist das Abschlachten von tausenden Menschen ebenso abstoßend wie die gefeierte Geisteshaltung von Blut und Boden, Männern hart wie Stahl und Sterben für die Freiheit. Dass die gepiercten Horden ausgerechnet aus Persien - sprich: Iran - kommen, ist ebenso wenig Zufall wie solche Sprüche: "Freiheit ist nicht umsonst. Man muss für Freiheit zahlen." Wie viel Milliarden, Herr Bush? Die Berlinale preist sich immer wieder mal gerne als Friedensfestival. Doch "300" ist auch ohne diesen Anspruch ein Skandal, eine Unverschämtheit.