4.2.07

Die Aufschneider


BRD 2006 (Die Aufschneider) Regie: Carsten Strauch mit Christoph Maria Herbst, Carsten Strauch, Rainer Ewerrien, Cosma Shiva Hagen 93 Min. FSK: o.A.
 
Noch eine Idee für die Gesundheitsreform: Jedes 2. Krankenhaus muss weg. Das führt zu einem erbitterten Wettbewerb zwischen den benachbarten Kliniken St. Georg und Eichmann. Zehn Tage haben die Anstalten Zeit, sich von der besten Seite zu zeigen. Leistung ist gefragt.
 
Dabei hat die gemütlich heimelige Eichwald-Klinik von Anfang an keine Chance. Zu altbacken sind die Methoden, zu nett die Mitarbeiter. Auf der anderen Seite gibt Christoph Maria Herbst den Prof. Reinhold Radwanski von St. Georg, den Stromberg der Klinikleiter: Eiskalt wird bei ihm Gewinn maximiert. Für die Patienten interessiert sich keiner mehr. Jung, dynamisch, ästhetisch müssen die Pfleger sein. "Die ist fett und steht rum - die muss weg!" wird nicht der einzige atemberaubende Zynismus dieses kahlköpfigen, aalglatten Ekels sein.
 
In der Eichwald-Klinik ist weit und kein Drachentöter unter den schlaffen Chefärzten zu sehen. Als dann noch aus Versehen eine Spender-Leber mit Kartoffeltaschen verspeist wird, geht die Verwechslung ihren komödiantischen Gang. Ausgerechnet diese Leber wollte sich Radwanski unter den Nagel reißen, um den Chef der Prüfungskommission mit einer kleinen, illegalen Operation zu bestechen. Derweil versucht ein arbeitsloser Animateur (Josef Ostendorf aus "Eden") aus dem alten Schuppen eine Wohlfühl-Klinik mit Mariachi-Band zu machen.
 
Der Diplom-Designer Carsten Strauch steht als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller Dr. Steffen Wesemann für diese Ärzteklamotte. Bitterer blitzt zeitweise wie ein Skalpell auf, dann versumpft der Spaß wieder in Boulevard-Dialogen und -Situationen, bis wieder ein Schenkelklopfer anschlägt. Nur Christoph Maria Herbst ist dabei herausragend, allerdings sollte er nicht zu oft Stromberg unter andern Namen spielen.