4.3.06
Knallhart
BRD 2006 (Knallhart) Regie: Detlev Buck mit David Kross, Jenny Elvers-Elbertzhagen, Erhan Emre, Oktay Özdemir, Jan Henrik Stahlberg 98 Min.
Wir können auch anders, hat sich Detlev Buck gesagt, und statt der erwarteten Komödie ("Hopnik", "Karniggels" "Liebe deine Nächste!", "Männerpension") mal einen harten, realistischen Film gemacht. "Knallhart" erzählt von erschreckender Gewalt unter deutschen Jugendlichen und sucht ein authentisches Szenen-Bild Neuköllns.
Weil ihr Körper nicht mehr straff genug ist, fliegt die blonde Mutter (Jenny Elvers-hoffentlich-heiratet-sie-nicht-nochmal-Elbertzhagen) bei ihrem reichen Typen raus. Auch Sohn Michael (David Kross, engels-gesichtig wie der Junge in "Elefant") erlebt so den Abstieg vom reichen Zehlendorf ins Berliner Problemviertel Neukölln. In der Schule gibt es zur Begrüßung Prügel von der Bande, die alles kontrolliert. Handy und Sportschuhe ist er bei der Abzocke sofort los, ab jetzt soll er regelmäßig und "freiwillig" immer 50 Euro abdrücken. Sonst erginge es ihm so wie dem Typen auf dem Handyvideo. Keiner kann Michael helfen. Weder die beiden sehr unkonventionellen und kriminellen Freunde noch die Mutter, die immer neue Verlierer abschleppt. Nur ein türkischer Drogendealer zeigt Anstand, Kultur und Interesse an Michael. Mit dem harmlosen Gesicht wäre der Junge der ideale Drogendealer. Von nun an leistet sich der Kleinkriminelle coole Turnschuhe, ist erstmal die Abzocker los und wird zum kleinen Macho. Bis bei einem Koks-Transport 80.000 Euro verloren gehen und Michael den Verlust ausbaden muss.
Die klassische Gangster-Geschichte in einem realistischen deutschen Umfeld: Unvermittelte Gewalt auf offener Straße, das ganze fürs Handy gefilmt, so ein Berlin hat man selten gesehen. Buck gelingt eine Reihe guter Szenen, er fängt mit entsättigten Farben die Stimmung der Straßen ein. Wenn ein Topfschlagen zum brutalen Kopfschlagen wird, dann liefert "Knallhart" gleichzeitig packendes Gangsterdrama und einen Aufschrei gegen soziale Verwahrlosung.