21.3.06

Geliebte Lügen


GB 2005 (Separate Lies) Regie und Buch: Julian Fellowes mit Emily Watson, Tom Wilkinson, Rupert Everett 85 Min. FSK: ab 6
 
Treu sin oder lieber nicht - das reicht einigen schon als Problem des (Liebes-) Lebens. Wenn noch ein Mord hinzukommt, wird es richtig kompliziert. Doch "Geliebte Lügen", dieser fein gespielte und gesponnene moralische Drama von Oscarpreisträger Julian Fellowes (Drehbuch zu "Gosford Park), macht es noch raffinierter ...
 
Die auf dem Lande gelangweilte Gattin Anne Manning (Emily Watson) lässt sich verführen von der reizvollen Lässigkeit des jungen Heimkehrers Bill Bule (Rupert Everett). Der snobistische Aristokrat bietet schon nach wenigen Minuten auch dem Publikum eine willkommene Abwechselung von der steifen Korrektheit des erfolgreichen Anwalts James Manning (Tom Wilkinson). Dass etwas nicht stimmt bei den Mannings, ist nicht zu übersehen. Zerstreut und vergesslich ist Anne nicht sie selbst. Als dann der Mann ihrer Haushaltshilfe auf dem Rad angefahren wird und an den Verletzungen stirbt, weist eine Schramme am protzigen Range Rover den Verdacht in Richtung Bill. Doch tatsächlich saß Anne am Steuer, die mit Bill von einem Schäferstündchen heimkehrte.
 
Ein Geflecht aus Schuld, Lüge, Abhängigkeit spannt sich zwischen den Ehepaar und dem Liebhaber. Der anscheinend herz- und mitleidslose Jurist James, ein Spießer und Gerechtigkeitsfanatiker, entdeckt mit seiner Beharrlichkeit nur das Scheitern seiner eigenen Beziehung. Und die Egozentrik einer inneren Haltung, der nur vom Anzug mit dem Schein des Noblen maskiert wird. Doch auch der Aristokrat mit der provokanten Lockerheit ist kein Sympathieträger. Eine Aussprache des Paares scheitert, vor allem Anne leidet unter der Lüge ...
 
Drehbuchautor und Oscarpreisträger Julian Fellowes ("Gosford Park) arrangiert in seinem Regiedebüt gleich mehrere moralische Dilemmata diffizil und fein zu einer extremen Situation. Werte und Haltungen werden abgeklopft auf ihren wirklichen Wert, bereinigt von den Äußerlichkeiten. Dabei erwachsen aus der Schlacke auch überraschend einige wunderbare Haltungen, selbstlose Liebe beispielsweise.
 
Die still intensive Inszenierung kann sich sicher auf ihre Darsteller verlassen. Die göttliche Emily Watson zwischen femininer Fahrigkeit und reinem Gefühl. Der zurückhaltende Tom Wilkinson wandelt sich von einem Häufchen Elend zu einem aufrichtigen Häufchen Elend und Rupert Everett lässt sich seine betörende Erscheinung ganz schön negativ gegen den Strich kehren. Ein eindringliches Moralstück.