28.3.06

Basic Instinct 2


USA 2006 (Basic Instinct 2: Risk Addiction) Regie: Michael Caton-Jones mit Sharon Stone, David Morrissey, Charlotte Rampling 114 Min. FSK: ab 16
 
Sharon Stone, eine ganz respektable Schauspielerin, zeigt sich mit ihren künstlich geformten Brüsten öfters nackt und simuliert Sex. Muss man darüber schreiben? Leider ja, sonst sind die Verleiher böse und die Kinobetreiber und dann die Anzeigenabteilung usw...
 
Deshalb nach dem Erfolg von Verhoevens "Basic Instinct" im Jahre 1992 noch einmal, diesmal allerdings mit einem furiosen Auftakt: Rasender Sex bei 180 Sachen auf Londons Straßen und wie üblich pennt der Mann direkt danach ein. Nur doof, dass er sich auch nicht mehr rührt, während der Sportwagen in der Themse versinkt. So finden wir die Fahrerin, die amerikanische Krimi-Schriftstellerin Catherine Tramell (Stone), danach auf der Polizeiwache, nicht wirklich verstört oder besorgt, dass sie nun "nie wieder einen Orgasmus haben wird". Aus der Begegnung mit dem Gerichtspsychologen Dr. Andrew Glass (David Morrissey) entwickelt sich eine verhängnisvolle Affäre. Catherine kündigt ihm dies direkt an und weist darauf hin, dass sie Sex nur noch anmacht, wenn Tod dabei im Spiel ist. Der Rest ist eine lange Verführung, alles was Glass macht oder lässt, zieht ihn tiefer ins Netz der gefährlichen Femme Fatale. Gegen alle Regeln nimmt er die des Mordes Angeklagte als Patientin, geht mit ihr ins Bett. (Fesselspiele gibt es dabei aber nur im Ansatz.) Auch dass als drittes Opfer seine Ex-Frau verblutet, kann die Lust des willenlosen Freudianers nicht stoppen. Irgendwann finden wir unseren Super-Psychiater ganz verwirrt zwischen zwei möglichen Erklärungen für die Morde: War es die böse Blonde oder vielleicht der erst durch aufgesetzte Einlagen verdächtige Polizist Roy Washburn (David Thewlis)?
 
Statt des x-fach zitierten Überschlagens der Beine mit der schlüpferlosen Vermutung, bietet die freie Fortsetzung von "Basic Instinct" nun ein paar andere Positionen an. Keine wird aber so eine Zitat-Karriere machen. Die in Ansätzen dämonische Catherine Tramell gibt sich meist ganz ordinär, so wie der Film selbst wenig subtil arbeitet. Stilvoll sind vor allem Ausstattung und Styling, nicht mal die Kleidung zeigt besondere Raffinesse. Es sei denn, man findet einen Bademantel erotisch, der sofort ganz geöffnet wird?
 
Spannend sind eigentlich nur die Dialoge zwischen Glass und Catherine. David Morrissey kann neben Sharon Stone einfach nicht gut aussehen, aber das gehört auch zur Rolle. Immerhin wandelt sich vom blassen Nobody zum blassen Verlierer mit tiefen, dunklen Augenhöhlen. Doch er bleibt unglaubwürdig: Ein Psychiater, beruflicher Kenner des Menschlichen und seiner Abgründe, fällt auf die platteste Verführung rein, setzt seine Karriere und seine Freiheit aufs Spiel? Nee, so einfach kann man das Publikum nicht überzeugen! Da hätte man etwas mehr in den Haupt-Nebendarsteller investieren sollen.
 
Zum Ende hin verdient sich "BI2" dann eine ganze Reihe unfreiwilliger Lacher. Wenn Glass düster und voller Wut im Aufzug erscheint, ist das ebenso überzogen wie das provokante Dauergrinsen von Stone. Ganz schlimm der Nachschlag, bei dem alles noch einmal erklärt wird, spätestens dann kann man rausgehen. Aber vielleicht erwartete ich auch einfach zuviel. Vielleicht geht es tatsächlich nur darum, Sharon Stone ohne Bekleidung zu sehen. So geriet die Kritik wieder zur Werbung für das Nackte des Films. Wer wie Glass drauf reinfällt, ist selber schuld.