27.3.06

Firewall


USA 2006 (Firewall) Regie: Richard Loncraine mit Harrison Ford, Virginia Madsen, Paul Bettany 105 Min. FSK: ab 16
 
Senioren-Thriller
 
Firewall - toll! Das klingt nach Flammendem Inferno, nach Helden, die über Mauern hechten ... Oder nach virtuellen Schutzwällen für Computernetze, die jeder mit ein paar Tastaturanschlägen locker umgehen kann. Harrison Fort scheint man nur noch letztere Leistung zuzutrauen. Mit über sechzig Jahren sind die Zeiten von "Indiana Jones" oder Han Solo so fern, dass nur noch die Kurzsicht-Brille hilft. Und man traut dem akzeptablen Schauspieler auch keine guten Drehbücher mehr zu, so dass er sich in "Firewall" mit altbekannten Problemen rumschlagen muss: Geiselgangster kidnappen seine Familie.
 
Jack Stanfield (Harrison Ford) ist eigentlich der komplette Antiheld: Der Senior wehrt sich gegen Neuerungen und Zusammenschlüsse seiner Bank. Als Sicherheitsexperte für die Computer-Transaktionen scheint er jedoch ganz brauchbar zu sein. Außerdem ist er nett zur Sekretärin und zur Familie. Die bekommt eines Tages Besuch von Geiselnehmern. Nach langem Hin und Her rücken die mit ihrem Plan raus: Stanfield soll ihnen ermöglichen, elektronisch ein paar Millionen zu klauen. Nur blöd, dass durch die Übernahme der Bank alle entscheidenden Schnittstellen seit einer Woche in einer anderen Stadt sind ...
 
Für einen richtigen Hacker wäre das kein Problem, doch "Firewall" ist weder ein richtig guter Hacker-Film noch ein guter Thriller. Als Stanfield dann mit einem iPod Firmengeheimnisse stiehlt, muss man befürchten, dass sich die Recherche für diesen Film auf Schlagzeilen der billigen Boulevard-Blätter beschränkte. Das vorhersehbare Spiel mit Erpressung, Drohung und Gewalt wird mit Fluchtversuchen gekontert. Frau Stanfield (Virginia Madsen aus "Sideways") hält tapfer Sohn und Tochter im Arm. Den grimmig dreinblickenden Schurken ist ja auch alles zuzutrauen. Als einer von ihnen zu viel Herz für die Opfer zeigt, wird er direkt vom Boss erschossen. Wesentlich eindrucksvoller als Ford spielt Paul Bettany ("Wimbledon") den hartherzigen, britischen Kopf der Geiselnehmer. Wenn nötig, füttert er den Sohn mit Nuss-Keksen, was dank dessen Allergie ganz platt zu Atemnot und viel Aufregung führt.
 
So errichtete man diese "Firewall" nicht sehr originell im Ganzen sowie abgestanden in den einzelnen Witzen und Wendungen. Wie schon in seiner Rolle als US-Präsident ("Air Force One") darf der Senior im Finale zurückschlagen, um seine Familie zu retten. Die letzten Bilder mit wieder vereinter Sippe sehen aus wie Werbung für eine Versicherung. Armer Harrison Ford, er hätte Besseres verdient.