21.3.06

Antarctica - Gefangen im Eis


USA 2005 (Eight Below) Regie: Frank Marshall mit Paul Walker, Bruce Greenwood, Moon Bloodgood 120 Min. FSK: o.A.
 
Auf den Hund gekommen - ist der Film schon lange. Vor allem Disney klammert sich mangels neuerer Ideen verzweifelt an die angebliche Erfolgsformel: Kinder und Hunde. Diesmal verfällt der Hundeführer Jerry Shepherd (Paul Walker) der tierischen Liebe: In der Arktis macht er erfahren und umsichtig mit Schlitten und Huskies einen besseren Taxi-Service für Wissenschaftler. Wie man es beim Genre des Berg- und Arktis-Films erwartet, klaffen dabei plötzlich Gletscherspalten, Gliedmaßen erfrieren stinkend schwarz und irgendwer bricht sich sicher irgendwas. Als ein heftiger Sturm aufzieht, werden alle in letzter Minute gerettet. Nur Jerrys Hunde fliegt niemand mehr aus.
 
Ab hier laufen zwei Filme. Das kummervolle Gesicht Jerrys im einen, die Inszenierung der Huskies für ein vermeintliches Naturdrama andererseits. Denn die Hunde reißen sich los, fangen ein paar Möwen, frieren ziemlich und kucken immer ganz traurig. Die dummsten von ihnen jagen dem Nordlicht hinterher - da waren es nur noch sieben. Kämpfe um die Hack- und Futterordnung zeigen originell und wahrscheinlich eher politisch als biologisch korrekt das Weibchen als die bessere Rudelführerin. Das alles hätte einen akzeptablen "Disney-Tierfilm" abgeliefert. Samt super-spannenden und heftigen Einlagen mit einer sehr großen und erschreckend bissigen Leoparden-Robbe. Das ist ziemlich dramatisch, fast zu dramatisch für Kinder. Leider zeigt der überlange Film parallel dazu die Bemühungen Jerrys, einen Rettungsflug zu bekommen. Beides geriet im Mittelteil recht langweilig.
 
Es erfreut eine ganze Reihe sehr eindringlicher Landschaftsaufnahmen, ansonsten sind - ganz in der Tradition Disneys - die Handlungen der Hunde wieder schrecklich vermenschlicht. Schlimmer ist allerdings die propagierte Vertierischung der Menschen. Den ganzen Film durchzieht eine moralische Perversion unserer modernen Gesellschaften: Haus- und Nutztiere werden von ihren Herr- und Frauchen wichtiger als Menschen eingeschätzt. Eisbrecher, Helikopter und noch viel mehr Material aufgefahren, um ein paar Hunde aus ihren natürlichen Umfeld zu retten, in dem sie eigentlich ganz gut allein zurecht kommen. Jerry, der Mensch mit den Hundefotos im Bilderrahmen, sollte sich lieber fragen, weshalb seine Beziehung scheiterte, wenn er Hunde wichtiger als Menschen achtet.