30.11.10

Megamind 3D


USA 2010 (Megamind) Regie: Tom McGrath 96 Min. FSK ab 6

Das Ying und Yang der Superhelden-Geschichte(n) verlangt nach einem Gleichgewicht von Held und Schurke. Was wäre Batman ohne Joker? Blass, ziemlich dunkel blass. Zwar waren die Sympathien schon immer bei den charismatischen Bösewichten, doch das haben sie selbst noch nicht mitbekommen. Wir sonst ist es zu erklären, dass sich all die Weltvernichtungspläne letztendlich nur als - sehr lauter - Schrei nach Liebe erweisen? Nach Gru, dem Oberschurken aus „Ich - einfach unverbesserlich“, entdeckt nun Megamind, ein animierter Anti-Superman,  seine allzumenschliche menschliche Seite.

Für Megamind beginnt das Leben wie bei jedem gewöhnlichen Superhelden: Das Universum seiner Eltern bricht in sich zusammen, er wird in einer Rakete zusammen mit einem treuen Begleiter in die unendlichen Weiten des Alls geschickt. Doch schon während der Reise muss der Säugling aus dem Cockpit-Fenster verfolgen, dass noch so ein intergalaktischer Findling unterwegs ist. Und während es Megaminds Kapsel durch jedes Kometenfeld rumpelt, verläuft die Reise des strahlenden und blond gelockten Konkurrenten störungsfrei. Die Erde schließlich in Sicht, steuert unser blauer Held Megamind ein herrschaftliches Anwesen an - um im letzten Moment von Metro Man aus der Bahn gekickt zu werden. Dieser wächst mit dem goldenen Löffel im Mund auf, kann fliegen und die Augen als Schneidbrenner einsetzen. Megamind strandet im Knast, lernt viel von den kriminellen Stiefpapas, könnte aber immer noch ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft werden. Doch auch in der Schule hat Metro Man diesen Platz schon besetzt. So kommt dem kleinen blauen Außenseiter die Erkenntnis: Wenn alles, was ich anfange, schlecht endet, dann fange ich jetzt direkt nur noch Schlechtes an. Ein neuer Super-Schurke ist geboren!

Im ewigen Kampf um Metrocity - ein schematisch gezeichnetes New York - zeigt sich Megaminds Talent zum Verlierer. So bösartig und genial seine Pläne auch sein mögen, Metro Man durchschaut und vereitelt sie. Auch die Entführung der Reporterin Roxanne zum Anlass der Eröffnung eines Metro Man-Museum gerät ziemlich dilettantisch. Doch durch einen Zufall hat der Schurke die schwache Stelle des Superhelden entdeckt und kann den doch nicht so ewigen Gegner vernichten. Nach der Freunde und der Einnahme der Stadt kehrt allerdings schnell Langeweile ein im Lager des Bösen. Deshalb erschafft sich Megamind einen Gegner, um das alte Spiel weiterzutreiben. Der verhält sich allerdings gar nicht „super“...

„Megamind“ spielt virtuos mit Zitaten des Superman-Genres: Von der Katastrophe an der Wiege der Kindheit bis zur Projektion eines Marlon Brando als Superhelden-Vater. So machen die Haupt- und Neben-Figuren großen Spaß. Der gute Metro Man kann als ekliger Tom Cruise-Verschnitt sogar über Wasser gehen und wird erst als Rentner richtig sympathisch. Selbst Megaminds treuer Helfer, ein Fisch im haarigen Roboter-Outfit, hat sein kleines, menschliches Drama. Den Hauptteil verbucht allerdings auch dabei der blaue Held. Auf dem Alien-Kopf, der aus „Mars Attacks“ stammen könnte, zeigt sich immer noch das Gesicht des kleinen, ungeliebten Jungen. Damit lässt die eindrucksvolle Animation viel Platz für Romantik - echtes Abenteuer und der ganz große Spaß bleiben leider irgendwann auf der Strecke.